Castle Rock
Mülheim / Ruhr
Schloss Broich
30.06 & 01.07.2016
Geschrieben und erlebt von: Bibi
Fotos: V-nerV & Holger Bär von www.AllDark-Foto.com
Ausgabe Juli 2017
Freitag, der 30.06.2017 mit Märzfeld / Serenity / Darkhaus & The Dark Tenor
Dass sich das Castle Rock immer größerer Beliebtheit erfreut, und immer mehr Menschen an diesen 2 Tagen nach Mülheim an die Ruhr strömen, ist zum größten Teil der Verdienst von Schirmherr Michael Bohnes, der nicht nur fantastische Bands am Start hat, sondern er selbst macht das bezaubernde Festival mit dem besonderen Ambiente mit seinem persönlichen Charme immer wieder aufs Neue zum Familientreffen des Jahres.
Lange Zeit vor dem angekündigten Einlass war die Wiese vor Schloss Broich nicht mehr grasgrün, sondern hatte farbenfrohe schwarze Farbtupfer abbekommen, welche sich bei näheren Hinsehen als Menschen entpuppten, die sich munter in kleinen Grüppchen unterhielten, und ganz entspannt darauf warteten, dass sich die Großen Tore des Schlosses öffneten.
Jedes Jahr bezaubert mich diese wunderbare Kulisse von dem Schloss aufs Neue, doch um sich umzusehen, war nicht mehr viel Zeit, denn schon um 17:30 sollte der Opener des Freitags auf der Bühne erscheinen. Und somit erlebte ich die erste Überraschung des Tages, denn Märzfeld hatten wir schon einmal vor längerer Zeit live gesehen, und dieses Konzert hatte mich nicht besonders umgehauen. Wer hätte ahnen können, das sich genau diese Truppe zu meinem persönlichen Highlight entwickelt?
Meist haben es ja die Opener des Eröffnungstages eher schwer, einmal weil noch nicht so viel Publikum vorhanden ist, zum anderen, ist es meist ein Kraftakt, dieses Publikum erst einmal in die Gänge zu bekommen. Doch nicht auf dem Castle Rock! Menschen, die gute Musik hören und erleben wollten, waren genügend vorhanden, und diese waren auch bereit, bei der richtigen Musik Party zu machen. Diese Gunst der Stunde nutzten die 5 Musiker, und rockten von der ersten Sekunde an das Schloss.
Mit Heli Reißenweber am Microfon hat auch mit Bravour seinen Mann gestanden und nicht nur die Mädels mit seiner „Till Lindemann“-Frisur verzückt. Und so fackelte die Truppe nicht lange, sondern gab von Anfang an richtig Gummi, und schon beim zweiten Song konnte sich ein Großteil der Meute vor der Bühne nicht mehr zurückhalten und klatschte, feierte und sang, selbst die ersten Pommesgabeln flogen schon durch die Luft. Im Laufe des Konzertes wurde auch das neue Album noch einmal angekündigt, und die Besucher des Castle Rock bekamen schon einmal einen eindrucksstarken musikalischen Einblick in das kommende Werk. Ein Einblick, der definitiv Lust auf mehr macht, viel mehr!
Das war es dann erst einmal mit Deutschrock gewesen, denn als nächstes stand Symphonic Metal ala Serenity auf dem Plan, und diese zeigten auch direkt, wo der Hammer hing! Mit fetten Bässen und einer tief melodischen Stimme punkteten auch Serenity gleich auf der ganzen Linie. Nicht ganz unschuldig daran war Frontmann Georg Neuhauser, der nicht nur über eine verdammt geile Stimme verfügt, sondern auch mit einer immensen Bühnenpräsenz aufwarten konnte. „Was für ein geiles Ambiente hier! Selbst der Wettergott spielt heute mit“ lobte Georg die Gesamtsituation.
Und auch bei der Show ließ sich das Publikum nicht lumpen, und es wurde freundlich bis heiter mitgemacht. Immer mehr Menschen drängelten sich in den Hof und so war es zu dem Zeitpunkt schon richtig voll. Auch dies ist ein lebendiger Beweis dafür, dass das Castle Rock immer beliebter wird, und das Michael Bohnes wieder einmal das richtige Händchen in Bezug auf Bands hatte. „Castle Rock!!! Die gefühlten 25 Stunden im Stau haben sich definitiv gelohnt, und jetzt Hände hoch!“ Diesen sanften Befehl wurde nur zu gerne gefolgt, und somit übertrumpften Serenity Ihre Bühnenvorgänger stimmungs-technisch noch einmal um einiges.
Nach der obligatorischen, aber kurzen Umbaupause, war es erst mal an der Zeit das der Familienvater „Bohnes“ seine Gäste begrüßte. „Herzlich Willkommen, vielen Dank das Ihr gekommen seid. Darkhaus hatten ja letztes Jahr hier ganz schön abgeräumt, so dass wir sie dieses Jahr gleich noch einmal eingeladen haben.“ Mit diesen Worten machte er Platz für die nächste Band.
Und tatsächlich sie kamen, sahen und siegten. Es bedurfte zu diesem Zeitpunkt keiner Aufforderung mehr, mit zuklatschen, sondern es ging alles wie von selbst. Und auch wenn den Männern von Darkhaus so ein wenig der Boygroup-Charakter anhaftet, haben sie ein weiteres Mal richtig abgeräumt, und nicht nur die Bühne gerockt. Dazu das immer wieder schelmenhafte Lächeln des Sängers Ken Hanlon, bei dem zwar nicht am Himmel, aber in vielen Herzen die Sonne aufging. Darkhaus haben richtig Spaß gemacht, und mit Ihren gradlinigen Rock hatten die Männer leichtes Spiel mit dem willigen Menschen vor der Bühne.
Und dann war es Zeit für den Headliner, auf den so mancher gespannt wartet. Tatsächlich war dies das erste Festival, welches The Dark Tenor spielen durfte. Und wer sich keine Karte für um die 100 Euro für ein Konzert des Mannes kaufen wollte, der kam zum Castle Rock, um ihn einmal live erleben zu können. Ich persönlich sah dem Spektakel eher etwas skeptisch entgegen, denn was ich vorab so hörte, lief eher auf die Richtung Nightwish in männlich heraus.
Und dann flogen aus einer Kanone erst einmal goldene Bänder, die sich in den Bäumen und Menschen verfingen. Der Startschuss für den Dark Tenor. Der erste Song den der Mann mit der tatsächlich unglaublichen Stimme vortrug, schlug auch gleich ein. Ein fettes Stück zum Einstieg. Im Anschluss an diesen ersten Song gab der Tenor dann auch direkt sein persönliches Motto kund. „Klassik ist geil“. Die Frage, wer bereit wäre, mitzusingen wurde mit Jubel aufgenommen, und es folgte ein Coversong von Frankie Goes To Hollywood. „The Power Of Love“ kam dann auch sagenhaft gut an, und es wurde auch hier mustergültig mitgemacht. Das Castle Rock ist ja echt ein dankbares Völkchen.
Auch wenn The Dark Tenor nicht unbedingt mein Held des Abends war, hat er eine klasse Show hingelegt, und den Großteil des Publikums ließ sich mitreisen und war begeistert.
Samstag, der 01.07.2017 mit Hemesath / Nox Interna / Erdling / Vlad In Tears / Aeverium / Ost + Front / Crematory & Moonspell
Der Samstag begann für uns persönlich mit einem Schrecken am Morgen, denn unser Fahrbarer Untersatz verweigerte schlicht und einfach den Dienst. Ein Hoch auf den ADAC, der nach einer Stunde da war, und die Mühle wieder zum Laufen brachte. Dadurch verpassten wir zwar Hemesath, aber zu Nox Interna waren wir pünktlich an Ort des Geschehens.
Nox Interna gehen immer! Wer die Band rund um den sympathischen Sänger Richy Nox kennt, wusste auch schon was Ihn erwarten würden. Von der typischen Nox Interna Musik mal abgesehen, zelebriert Richy immer wieder eine abgefahrene Show auf den Bühnen Deutschlands, und davon wurde natürlich auch das Castle Rock nicht verschont. Sänger Richy hat es einfach drauf, die Besucher jeden Konzertes so zu fesseln, dass man nicht merkt, wie die Zeit vergeht. In diese spezielle und ganz eigene Trance versetzt, sah man ringsum nur noch übelst gut gelaunte Menschen, die Nox Interna feierten. Ein Highlight der Show war auch die veränderte Bühnenshow und auch neue Songs, die genauso gut ins Ohr und in die Beine gehen, wie die etwas älteren Stücke. Ein Klasse Auftritt der Berliner, der die Massen in Wallung brachte.
Nach Nox Interna taten sich Erdling doch einigermaßen schwer, das Publikum für sich einzunehmen. Schwarz angemalt standen sie auf der Bühne und riefen den „ Hände hoch“ – Zustand aus, doch nicht alle folgten dem Ruf breitwillig. Die ersten Reihen machten zwar fleißig mit, doch der Rest verhielt sich erst einmal skeptisch zurückhaltend. Vielleicht lag es ja an der schwarzen Kriegsbemalung, oder auch daran, dass sie die Show von Ihren Vorgängern nicht toppen konnten. Die Stimmen aus dem Publikum waren dann auch eher gespalten. Die einen fanden es klasse, die anderen konnten nicht viel mit der Band anfangen. Trotzdem haben sich die Erlinge gut geschlagen und machten am Ende der Show Platz für Vlad in Tears.
Wie auch schon Darkhaus am Vortag versprühten Vlad in Tears einen gewissen Boygroup-Charakter, der nicht bei allen so gut ankam. Die Reaktionen auf die Mischung aus Dark Rock und Gothic Metal mit gewissem Glam-Faktor fielen dann auch dementsprechend gemischt aus. Mir persönlich gefielen Vlad gut, und ich fand die Männer haben das Schloss gut gerockt. Die meiste Begeisterung kam allerdings von dem weiblichen Publikum, Sänger Kris Vlad ist eben auch so ein Mädels-Magnet. Kris Vlad’s klare Gesangsstimme kam sehr gut zur Geltung und die Truppe hat ordentlich Stimmung gemacht.
Mit Aeverium kam eine Band auf die Bühne, die mit einem Sänger und einer Sängerin ausgestattet ist. Aeva Maurelle und Marcel "Chubby" Römer im Doppelpack an den Mikrofonen harmonieren unglaublich gut zusammen und sind schon eine Nummer für sich. So war es auch kein Wunder, das sie die Stimmung von Vlad in Tears noch um einigen Längen übertrumpften. Köpfchen schütteln war hier angesagt. Von Feuersalven begleitet stellte die Truppe einige Songs aus dem neuen Album vor, und diese kamen mehr als gut an. Zwischendurch gab es Grüße an Lord Of The Lost, mit denen sie zusammen auf Tour waren. Aeverium haben das Castle Rock richtig gerockt und haben unglaublich viel Spaß gemacht.
Leider spielte das Wetter am Samstag nicht so mit, und erlaubte sich so einige Kapriolen. Aber großartig störte das keinen, denn man war ja vorbereitet und dann würden eben die Regencapes angezogen und die Regenschirme gezückt. Währenddessen durften Aeverium noch eine Zugabe spielen, mit der die Band nicht gerechnet hatte, und so schüttelte man noch einen Coversong von Lady Gaga aus dem Hut.
Mit überdimensionalen roten Luftballons enterten die unheimlich aussehenden Gestalten von Ost + Front die Bühne. Bemalt, maskiert und blutbesudelt standen sie auf der Bühne. Auf Ost + Front hatten so einige gewartet, und es bildete sich eine große Fangemeinde vor der Bühne. Der Wettergott mochte die Band wohl weniger leiden, und so wurde der Regen mittlerweile heftiger, und wer keinen Regenschutz dabeihatte, wurde richtig nass. Doch auch das Wetter hielt keinen davon ab, sich vor der Bühne zu platzieren, und so hatten auch Ost + Front jede Menge Zuspruch.
Für mich persönlich ist das nicht DIE Band, die unbedingt sehen muss, dafür sind sie viel zu nahe an Rammstein angelehnt, und so verzog ich mich erst einmal auf einen Sitzplatz, um das Geschehen von der Ferne aus zu Betrachten. Die Berliner räumten richtig ab und wurden gefeiert. Wer Rammstein mag, der liebt auch Ost + Front. Das ist einfach so. Auch hier wurden nach der Show Zugabe Rufe laut und endete mit „Rock`n Roll – Dankeschön“ Und auch wenn ich die Truppe nicht so gerne mag, muss ich neidlos eingestehen, sie haben eine klasse Show gemacht, und siegten auf der ganzen Linie. Es hat gerockt!
Mit Crematory kam eine Band auf die Bühne, die 2017 Ihr mittlerweile 25 Bühnenjubiläum feiert. Sänger Felix war schon am Vortag anwesend und genoss das Festival in vollen Zügen. Nun durfte er selbst ran, und zeigen, was die Alt-Herren-Mannschaft noch draufhat. Und das zeigte man eindrucksvoll. Neben Crematory – Klassikern gab es auch neue Stücke vom letzten Album. Crematory ist eben Crematory. Mit brachialen Gitarrenriffs, knallharten Schlagzeug-Grooves aus Growls und klaren Gesängen begeisterten sie das anwesende Fußvolk, und kamen richtig gut an.
Sänger Felix hatte auch von der ersten Sekunde an den richten Draht zu dem noch unglaublich munteren und feierwilligen Publikum, und traf genau den richtigen Nerv. Den Tanz – und Gute Laune Nerv. Munter wurde mitgemacht, die Köpfe flogen nur so durch die Gegend, und man sah wieder jede Menge erhobene Pommesgabeln, die zu Crematory gehören, wie das Salz in die Suppe.
Bevor es nun zum letzten Akt des Abends kommen sollte, erschien noch einmal Schirmherr Michael Bohnes auf der Bühne, und gab schon die ersten Bands und das Datum bekannt, und dann durfte man endlich dem lange ersehnten Samstags-Headliner lauschen.
Moonspell haben wahrscheinlich die meisten Leute gezogen. Sänger Fernando Ribeiro ist auch so ein charmanter Typ dem die Herzen einfach nur so zufliegen. Auch die Portugiesen sind schon seit weit über 20 Jahre im Showgeschäft und man merkt ihnen die Professionalität natürlich auch an, und nicht zuletzt deswegen sprang der Funke auch direkt über. Moonspell machten noch einmal richtig fett Stimmung und zelebrierten großes Kino auf der Bühne. Wen wundert es da noch, dass die aus Portugal angereisten Publikumslieblinge noch einmal richtig abräumten?
Castle Rock 2017 war wieder einmal ein Erlebnis der besonderen Art! Es wurden Tränen gelacht, es wurde geknuddelt, man sah tolle Bands, und wenn mal eine Band dabei war, die einem nicht so zusagte, dann war das auch nicht schlimm, denn das Feeling auf dem Schloss ist immer so bombastisch, dann geht man einfach mal eine Runde im Park spazieren, oder geht zu den Händlern ins stöbern. Und auch bei den Getränke – und Essenspreisen wird man nicht arm, sondern hier herrschen noch humane Preise. Vielen Dank für ein wunderbares familiäres Festival, das immer wieder das Highlight des Jahres ist! Danke für ein Stück wudnerbare Erinnerungen! Danke Castle Rock!
Impressionen V-Nerv:
Impressionen Holger Bär:
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Ein ganz großes Dankeschön an Holger Bär von www.AllDark-Foto.com- der am Samstag heldenhaft für unseren Fotografen eingesprungen ist, und uns mit so wunderbaren Fotos versorgt hat. Besucht Ihm auf seiner Facebook-Seite. --> zur Seite von Holger Bär <--