Artist: Vera Lux
VÖ: 01.05.2020
Genre: Folk-Metal
Geschrieben von Sonja
Ausgabe Juni 2020
So ganz aus dem Nichts, wie es der Titel ihres Debütalbums vermitteln möchte, sind Vera Lux nicht gekommen. Bereits 2016 fanden sich die einzelnen Bandmitglieder zusammen und feierten erste Bühnenerfolge mit Ihren Live-Shows. Mit ihrer ersten Single „König aller Lügen“ und einem entsprechenden Musikvideo machten die Nürnberger Künstler 2019 auch medial auf sich aufmerksam. Am 01.05.2020 erschien ihr Debütalbum „Aus dem Nichts“, welches über ein Crowdfundingprojekt finanziert wurde. Eine Fanbase ist also vorhanden, nun muss das Erstlingswerk nur noch beweisen, dass die Musik von Vera Lux auch auf dem Silberling überzeugen kann.
Schon durch den ersten Track fühlt man sich in die mittelalterliche Festivallandschaft versetzt. Die eingängigen Stücke laden förmlich dazu ein mitzutanzen. Sowohl dem Folk als auch dem Metal wird ein gebührender Anteil eingeräumt. So gibt es für jedes Genre entsprechende Soli. An anderer Stelle ergänzen sie sich und verschmelzen zu einer Einheit. Dunkle Riffs drücken Songs wie „Meine Ketten“ voran. Hier tritt auch Arved, der männliche Gegenpart zu Frontfrau Inara, gesanglich oder besser gesagt growlend in Erscheinung. Zum Glück bleibt es bei diesem einen längeren Ausflug seiner Growlkunst. Er wirkt neben dem ausdrucksstarken Gesang der Frontfrau doch ein wenig blass. Da geht sicher noch mehr, denn Growls müssen einem einfach die Nackenhaare hochstellen. Auch im weiteren Verlauf des Albums tritt Arved hin und wieder mal gesanglich in Erscheinung und wirkt dort weniger blass. Besonders gut gefällt mir dabei sein Sprechgesang am Ende von „Bis auf's Blut“.
„Rattenfänger“ offenbart eine technische Schwäche des Albums. Während oftmals eine gute Harmonie zwischen Folk und Metal gefunden wird, sind hier die Sackpfeifen und Drehleier zu präsent während Schlagzeug und Bass im Hintergrund verschwimmen. Erst das metallische Solo stimmt einen wieder versöhnlich. Eventuell müssen sich die Künstler hier noch ein wenig in das Abmischen reintüfteln. Bei „Krieger“ gelingt es zum Beispiel durchaus besser und auch „Flammenmeer“ macht einen deutlich besseren Eindruck. Insgesamt schaffen alle 11 Tracks durch ihr melodisches Gewand die Gratwanderung zwischen Folk und Metal. Man sollte sich jedoch nicht nur den eingängigen Klängen hingeben, sondern neben den Noten auch den Inhalten Gehör schenken. Besonders „Eiszeit“ geht dabei unter die Haut. Vera Lux haben etwas zu erzählen und unterscheiden sich dabei von manch anderen Genrekollegen, die sich in immer gleichen Geschichten verfangen.
Ganz klar kritstallisiert sich nach den 11 Tracks heraus, dass das Album vor allem durch die Stimmgewalt von Frontfrau Inara, die gerade in ruhigen Passagen für Gänsehaut sorgt. Bestes Beispiel dafür sind wohl „Labyrinth“ und „Bis auf's Blut“ , welche ich dem Leser gerne als Anspieltipp mitgeben möchte.
Fazit:
Mit „Aus dem Nichts“ haben Vera Lux ein solides Erstlingswerk produziert. Die eingängige Songstrukturen lassen einen unwillkürlich mitsummen oder wippen. Aktuell schätze ich sie live allerdings spannender ein, als auf einen Silberling gepresst. Gerade der Folk-Metal lebt auch von den Interaktionen auf der Bühne. Reinhören lohnt sich auf alle Fälle und wer Vera Lux schon mal live erleben konnte, wird sicherlich auch die passenden Eindrücke mit in sein Hörerlebnis einbinden.
Eventuell fixt „Aus dem Nichts“ aber auch an eines der kommenden Konzerte der jungen, wilden Nürnberger zu besuchen.
Trackliste:
1. Aus dem Nichts
2. Meine Ketten
3. Rattenfänger
4. Labyrinth
5. Krieger
6. Vampir
7. Flammenmeer
8. Bis auf's Blut
9. Eiszeit
10. Sturm
11. Aus der Asche