Ausgabe: Juli 2016
Mit Luke J.B. Rafka und V-nerV (Volker B.)
Veröffentlicht von: Bibi
Luke hatte das Projekt DAS FORTLEBEN in den 1980er Jahren vorerst nur im Kopf ins Leben gerufen. „2010 habe ich dann endlich mal die Muse gehabt, allein meine Texte mit Soundeffekten einzusprechen und veröffentlichte das Album „Massengrab:Mensch“ in völliger Eigenregie. 2011/2012 kam Boris (ex-EUROCIDE, jetzt X-IN-June) als Komponist hinzu. Die ersten elektronischen Tracks wurden eingespielt, einige Auftritte (u.a. WGT 2013) folgten sowie das zweite Album „Der Mensch ist los!“ erblickte das Licht der „schweren“ Welt, bis Boris wieder ausstieg. Gleich im Anschluss hatte ich Dennis für DAS FORTLEBEN gewinnen können, der auch ca. 2 Jahre für den Sound zuständig war. Nachdem wir einige Konzerte in Zürich, Gladbeck und auf dem 1. Schwingungen am Wasserfall-Festival spielten, unsere EP „Paradox“ veröffentlichten, stieg ebenfalls aus zeitlichen Gründen Dennis aus diesem Projekt wieder aus. Es folgte ohne großen Unterbruch V-nerV. Nun ist Volker der Mann hinter dem Sound, der weiterhin elektronisch klingt und hervorragend in meine Wortakrobatik einsteigt.“
Größtenteils behandeln die beiden politische Themen - eine Gradwanderung. LUKE empfindet es auch als sehr schwierig, die Musik in die Konzertsäle zu bringen.
„Ich weiß auch nicht wirklich woran es liegt, Konzert- oder Festivalanfragen zu bekommen. Vielleicht mag die Thematik, die sich hinter dem Projekt befindet, ein ausschlaggebender Faktor zu sein. Die Leute wollen eher feiern, statt sich mit dem alltäglichen Weltgeschehen zu befassen. Als Künstler ohne Labeldeal bzw. Promoagentur ist es sowieso enorm schwierig geworden, einen Gig an Land zu ziehen, der sich für alle auch lohnt. Finanziell für den Veranstalter und natürlich auch uns als Band. Aber ich schaue da nicht so auf die Gage, mir ist es erst einmal sehr wichtig, gehört zu werden, den Menschen zu abstrusen Gedankengängen zu verleiten und ein bisschen Kopfkino, aber natürlich sollten unsere Kosten gedeckt sein“
Volker sieht das sehr gelassen. „Die Grundschwierigkeit besteht wohl darin, sich erst einmal einen Namen zu machen und einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen und das ist halt mit unbequemen Themen und einer Nische die man bedient wesentlich schwieriger als wenn man auf einen fahrenden Zug aufspringt, andererseits ist das auch die Chance, wenn man mit zu den Ersten gehört. Mittlerweile werden die Menschen viel aufgeschlossener, bzw. glauben nicht mehr alles, was da so von "oben" gezielt auf die Menschen runterregnet, es ist zwar noch nicht das große Umdenken da, aber von Tag zu Tag kommen immer mehr Wahrheiten ans Licht die früher, bzw. noch vor einigen Monaten/Jahren nur als Geunke abgetan wurden. um es mal pathetisch auszudrücken: "unsere Zeit kommt "
Luke selbst ist in der Schweiz ansässig, V-nerV wohnt im Herzen NRW`s, und somit fallen ausgiebige Bandproben dann auch meistens flach. „Ja, in der Tat sind Bandproben sehr schwierig obwohl das auch in der heutigen Zeit via Skype oder ähnliches möglich wäre. Hier stehen aber technische Dinge eher im Weg. Aber sonst ist es ganz einfach. Ich habe eine Textidee, bei der mir ein Beat im Kopf schwirrt. Diesen nehme ich dann auf, zusammen mit dem gesprochenen Text und schicke es anschließend V-nerV zur Weiterbearbeitung. Oder aber V-nerV hat Soundideen, die er mir rüberschickt und ich arbeite dazu einen Text aus, den ich einspreche und ihm dann wieder zurück schicke. Das funktioniert eigentlich sehr gut, nicht eigentlich – sondern wirklich gut, wie ich finde.“
Volker: "Dank des Netzes sind große Entfernungen ja zum Glück kein Hindernis mehr, im Gegenteil, da wir uns selten persönlich treffen haben wir auch kaum Möglichkeiten uns zu kloppen -- na mal im Ernst und kurz gefaßt: einer von uns hat ne Idee, wie jetzt zum Beispiel Luke mit "Schritt und Tritt" unserem letzten Lebenszeichen, da hatte er nen Beat gebaut und dazu auch schon ne TextIdee zu eingesprochen und mir geschickt und ich hab gesagt, geil, da fällt mir was zu ein und dann haben wir uns den Song halt so lange hin und her geschickt bis er fertig war."
Zwangsläufig arbeiten die beiden im Moment an neuem Material. „Das Weltgeschehen möchte es ja nicht anders. Die europäische Entscheidung z.B. TTIP, CETA etc hat mich dazu bewegt „Auf Schritt und Tritt“ unseren neuesten, veröffentlichten Track zu schreiben. Und es hört einfach niemals auf. So könnten wir auch einen Track über den „Erdowahn“ machen, würden aber niemals so erfolgreich werden, wie einst Dieter Hallervorden oder dieser Komiker, der ja eine wunderbare Promowelle hervorgerufen hat.“
„Wir haben mit "beside me" und "auf Schritt und Tritt" ja schon angefangen neue "Duftmarken" zu setzen und meine Festplatte ist mittlerweile so voll von Ideen, das reicht auch direkt für einem Doppelalbum *lach aber ein bisschen müssen wir die Fans halt auch noch vertrösten, weil wir ja leider auch noch richtig arbeiten müssen.“
Zusätzlich haben sich die beiden mittlerweile durch verschiedene Remixe für Bands auf sich aufmerksam gemacht. Luke hat da mittlerweile schon ein wenig den Überblick verloren. „Volker hilf mir bitte mal. Aber in der Tat ist es so, dass es eigentlich kein No-Go gibt, Außer es handelt sich um rechtsradikalen Müll… Ein Remix von Helene Fischer wäre ja auch nicht schlecht, wenn denn auch schon der Graf mit ihr im Duett singen kann …“
"Mit den Remixen fängt es langsam an, und Volker ist da ganz froh, das Luke das genauso sieht wie er. „Ich hab da ja vor vielen Monaten damit angefangen für einige Bands von Echozone aber auch andere Mixe zu machen und wollte das nach meinem Einstieg beim "Fortleben" auch ungern wieder schleifen lassen, sich da auch ein paar sehr schöne Kontakte ergeben haben, die es sonst so nicht geben würde. Fortleben Mixe gibt es mittlerweile für InfernoSounds "ferne Planeten" und In Good Faith "Shadows". Vorher hatte ich schon als V-nerV für Arctic Sunrise, Nox Interna, POS.:2 und Infernosounds Mixe angefertigt, die es dann auch auf die Singles geschafft haben, es kursieren im Netz auf diversen Plattformen aber auch noch Mixe für unter anderem Lamb, Che DuBois, Roman oder auch J-Rican."
„Electronic Lyrical music“ Wäre vielleicht so ein Begriff, die Musik der beiden zu beschreiben. "Obwohl seit Boris dabei war, DAS FORTLEBEN schon längst der Begriff LKR (lyrisch, kritische Realität) sich ins Gehirn gebohrt hat."
In der Tat ist alles, was von den beiden kommt, noch alles Eigenproduktion. „Ich stelle mir sowieso die Frage, wofür wirklich ein Label benötigt wird. Nun, klar einen wichtigen Aspekt hat ein Labeldeal schon. Die Werbemaßnahmen bzw. –Möglichkeiten sind natürlich ganz andere. Da stecken richtige Kontakte hinter – dafür habe ich / haben wir nicht wirklich die Zeit. Bei unserer letzten Veröffentlichung zu „Auf Schritt und Tritt“ hat uns Carsten von All The Ashes beim Mastering/Mixing geholfen. Er hat ja sein eigenes Studio und vielleicht wird da auch zukünftig zusammen gearbeitet. Das hat uns schon sehr gefallen, was der Carsten da aus unserer zusammengeschraubten Idee herausgeholt hat."
Seit V-nerV mit an Bord ist, ist der Sound der ist jetzt noch abstruser geworden und fügt sich in Lukes kuriose Gedankenwelt nahtlos ein.
Privat ist Luke sehr eingespannt. „Jobtechnisch mindestens 8-10 Stunden am Tag von Montag bis Freitag am Flughafen tätig. Dann noch meine liebe Familie, die mich immer wieder glücklich macht und auch DAS FORTLEBEN und mich überhaupt in allem bestens unterstützt. Weiterhin bin ich die letzten 4 Jahre als Juniorentrainer im Fussball tätig gewesen und habe nun für die Saison 2016/2017 meine erste Trainerstelle eines Aktiventeams übernommen. Ab Juli 2016 trainiere ich eine tolle Frauenmannschaft in der 3.Liga / Schweiz. Das wird interessant in der neuen Saison meine Fussballphilosophie den Frauen beizubringen. Ich halte Euch auf dem Laufenden, wie die Saison verlaufen wird.“
Volker hingegen verbringt seine wenige freie Zeit - wenn er nicht gerade als Fotograf für BadBlack-Unicorn unterwegs ist – am liebsten im Bett.
Das Fortleben bei Facebook
.