Viele von euch werden sie vielleicht noch kennen, die Schwingungen-Radio-Sendung vom WDR, moderiert von Winfried Trenkler. Bis in die 90er fand die Elektronische Musik eine breite Plattform in den legendären „Rock in“ und „Schwingungen“ - Sendungen mit Herrn Trenkler auf WDR 2 und WDR 1. Und das Schwingungen Festival sollte eine Hommage an genau diese reine und facettenreiche elektronische Musik werden.
Bereits am Freitag, den 19.06.2015 gab ein breites und reichhaltiges Programm – und der Samstag startete direkt mit einem Kulturfrühstück in der Vorhalle des Kabelmetal-Gebäudes. Hier konnte man von 10-12 Uhr gemütlich mit allerlei Künstlern sitzen und überaus lecker frühstücken. Für uns selöbst gab es ein fröhliches Wiedersehen mit Luke und Dennis von „Das Fortleben“, die später eine Darbietung Ihrer musikalischen Lesung geben würden. Während wir mir den beiden gemütlich frühstückten, sahen wir dem munteren Treiben und den Vorbereitungen zu den einzelnen an diesen Tag stattfindenden Veranstaltungen zu.
12.30 – noch hatten wir Zeit zum Wasserfall zu schlendern, und den wundervollen Anblick und die unheimliche Stille dort zu genießen, durch das Markttreiben zu schlendern; Kaffee zu inhalieren und das eine oder andere Kippchen uns zu Gemüte zu führen. Dank des fehlenden Regens am Samstag war es ein Genuss! Denn das eigentliche Festival-Programm startete ab 14 Uhr! Und es stand jede Menge auf dem Plan. Doch vorher gab es noch den von Siegfried Brückner selbst gebauten urzeitlichen Monster-Synthesizer zu bewundern.
Den Anfang machten Steve Baltes (u.a. Arctic Sunrise) und Stefan Erbe, die mit einem außergewöhnlichen Workshop die Menschen in einen abgeschlossenen Raum lockten. Es gab viele interessante Infos für die Musikinteressierten. Doch im Vordergrund stand das „Musik machen“. Kurz wurde die Musiksoftware umrissen, der Sound mit ein paar Reglern verändert, Filter gesetzt. „Die große Kunst ist die, das jeder einzelne Sound seine Schublade findet und auch jeder aus dem ganzen herauszuhören ist.“ Das Ganze war selbst für mich als „Nichtmusiker“ wahnsinnig spannend, und so war es auch kein Wunder, das alle anderen an den Lippen von Steve & Stefan hingen und jedes einzelne Wort in sich einsogen. Unter den vielen Fragen tauchte auch die eine auf: Wie viel Live steckt in Live? Und auch darauf hatte das Duo eine umfassende Antwort! „ Live ist der Eingriff und das Spiel mit den elektronischen Instrumenten auf der Bühne“
Nach dem Workshop ging es dann nonstop zur Bühne, wo sich Luke & Dennis (Das Fortleben) schon langsam positionierten, und das bunt gemischte Publikum mit ihren lyrisch - kritischen Texten und einer extravaganten Bühnenshow zu schocken und gleichzeitig vom Stuhl zu reißen. Die Show begann mit dem einzigen englischsprachigen Song der beiden. „Infactet“ Mit einer unglaublicher Mimik und einen fantastischen Gestik Spiel von Luke Rafka bringt „Das Fortleben“ alle Anwesenden zum Staunen. „Könnt Ihr euch noch an Fukushima erinnern? Redet da noch jemand davon? Dieser Song ist für die Menschen, die Ihre Familien verloren haben…“
Nach „Hörst du das Meer“, „Respekt, Anstand und Moral“ erobert ein Song das Schwingungen Festival – „Stern der Träume“. Und womit? Mit Recht! Ein so wahnsinnig schöner Song! Wir bekamen eine emotionale, aufreizende und provokante Lesung geboten, untermal von den mal sanften, mal heftigen Synthi-Rhythmen von Dennis. Zum Schluss des Auftritts der beiden Wahlschweizer wurde es musikalisch etwas ruhiger, Luke nahm sein lyrisches Buch zur Band setzte sich auf den Rand der Bühne und – der Mensch war los. Mit euphorischen Beifall entschwand das Duo der Bühne. Leider war trotz heftiger Zugabe rufe kein weiterer Song möglich, da im nächsten Abschnitt des Programms schon der nächste Punkt wartete.
Ein Diskussionforum mit Winfrid Trenkler, Prof. Dr. Helmut Reuter, Peter Gross u.a. diese beleuchteten das Thema Musik von allen Seiten. Was stellt Musik in unserem Kopf an, was macht Musik mit uns und die verschiedenen Aspekte wurden angeschnitten und diskutiert. Sehr interessant gehalten mit tiefgreifenden Einblicken in das menschliche Innere.
Nachdem sich die Herren angemessen verabschiedet hatten, ging es musikalisch weiter. Baltes & Erbe gaben sich die Ehre, und schon beim Einmarsch zur Bühne wurden die beiden mit klatschenden Händen begrüßt. Mit einem wunderbaren elektronischen Sound begann die Darbietung der beiden gestandenen Männer, und hier wurde auch sehr schnell klar, was die beiden mit Visualisierung meinten. Im Hintergrund auf der großen Leinwand liefen viele Kopfkinobilder ab, die trotz der nicht vorhandenen Stimmen das richtige Feeling wiedergaben und produzierten. So ein wenig verbreitete der Sound von Steven Baltes und Stefan Erbe das Gefühl von Klassik-Emotionen. Still und andächtig saßen alle auf Ihren vier Buchstaben und lauschten andächtig den faszinierenden Klängen.
Nach Erbe und Baltes ging es weiter mit Musik live erleben – Morpheusz eroberten die Bühne und die Zuhörer im Sturm. Mit gehörig viel Beat gab es elektronisches für die Sinne. Und auch Picture Palace Music stand dem in nichts nach und verlockte durch wunderbaren Sound, der von dem Publikum nur zu gerne angenommen wurde. So wurde an diesen Samstag ein musikalisches Highlight nach dem anderen gesetzt! Im Anschluss fand noch ein Dancefloor statt, der ausgiebig genutzt wurde.
Für uns war dieses rein elektronische Festival eine Freude, egal ob musikalisch, menschlich, für Augen und die Sinne – und freuen uns schon auf das nächste Jahr! Ein ganz großer Dank geht an diejenigen, die dieses großartigen Event auf die Beine gestellt haben und haben unseren größten Respekt! DANKE!!!