Castle Rock
Mülheim / Ruhr
Schloss Broich
Vom 1. - 2. Juli 2016
Geschrieben und erlebt von: Bibi
Fotos: V-nerV
Der Sommer ist gespickt voller toller Festivals, doch eines sticht immer wieder besonders hervor: das Castle Rock in Mülheim. Und das nicht nur wegen dieser wunderbaren Kulisse, sondern auch wegen dieser heimeligen Atmosphäre, die nicht nur vom Veranstalter gefördert wird, sondern auch von den Gästen. Von Gästen, die eigentlich keine Gäste sind, sondern Freunde. Und dieses Feeling zieht sich durch immer wieder aufs Neue durch die 2 Tage des langjährigen Festivals.
Und auch mit der Besetzung der Bühne hat Schirmherr „Michael Bohnes“ auch dieses Jahr wieder absolut das richtige Händchen gehabt, denn schon der Opener des Freitags-Programmes lies ahnen, was an Krachern auf uns zukommen würde. Und so waren wir auch pünktlich vor Ort, um nichts zu verpassen. Doch diesen Gedanken hatten nicht nur wir, denn für diese frühe Uhrzeit war schon einiges los auf dem Schlosshof.
Aus dem tiefsten Bayern angereist – wurden Schöngeist auch schon mit erwartungsvollen Pfiffen von einem klatschenden Publikum empfangen. Meist haben es ja die Opener schon schwer, doch nicht hier. Schöngeist machten es den Anwesenden auch wirklich leicht, denn mit gehörigem Druck an den Geräten und einer sanften Stimme fand man sich in einer sehr abgefahrenen Konstellation wieder, die noch durch dem fein abstimmten Sound abgerundet wurde – kurz es fetzte gewaltig! „Wir sind ja eine Band der leisen Töne …“ Und tatsächlich erhellte ein wunderbarer geschmeidiger „ruhigerer“ Song das Gelände – ergreifend und voller Emotionen. Mit „The Temple Of Love“ folgte noch eine Homage an „The Sisters of Mercy“ an noch lebende Musiker. Schöngeist – ein unglaublich guter Start in den ersten Festival-Tag und ein klasse Opener!
Mit Voodoma stand dann eine Truppe auf der Bühne, die nicht zum ersten Mal das Castle Rock rockte. Und so wurden sie auch empfangen – mit immensen Beifall, noch bevor die ersten Töne erklangen. Doch die Vorschusslorbeeren waren nicht umsonst, Voodoma glänzten mit einem unglaublichen Auftritt und wurden dafür auch gebührend gefeiert. Die sympathische Boy-Group hatte aber noch einen Überraschungsgast dabei - und mit Maike von MAYZE hatte man sich nicht nur eine hübsche Dame auf die Bühne geholt, sondern auch eine die Ihr Organ vollkommen im Griff hatte und mit Michael Thionville ein ergreifendes und wunderschönes rockiges Duett zum Besten gab. Die Jungs haben wieder einmal mehr abgeräumt und sind auch schon lange kein Geheimtipp mehr, sondern ein fester Bestandteil vieler Festivals und Konzerte – und das mit Recht! Frontman Michael hatte das Publikum auch bestens im Griff, und ohne viel dazutun seinerseits wurde die ganze Show über fleißig mitgemacht, getanzt und gesungen! Ein fetter Auftritt der Düsseldorfer Lokal Heros.
Xandria selbst muss man nicht mehr ankündigen, mit der hübschen Dianne van Giersbergen an der musikalischen Front gab es Female Fronted-Musik ala Xandria. Doch erst einmal gab es eine ordentliche Portion Geschruppe, bevor die junge Frau Ihr unglaubliches Organ erklingen ließ. Und schon sah man die ersten Fäuste gen Himmel sausen. Die absolute Frauenpower geballt mit fetten Sounds verfehlte Ihr Wirkung auch beim Publikum nicht, und die unglaubliche Gestik von Dianne tat Ihr Übriges dazu, um dieses Auftritt für viele zu etwas besonderen zu machen. Im Laufe der Show stellte man auch einen neuen Song vor. Xandria haben die Arme, Köpfe und Beine der Massen bewegt – und sind in die Seelen eingedrungen. Und wenn die Stimme schwieg, dann schrien die anderen musikalischen Geräte lauthals ihre Töne hinaus. Auch Xandria haben hier komplett abgeräumt und die Frage ob dies noch zu toppen ist, stand bedrohlich im Raum.
Der Headliner wurde dann noch einmal von Michael Bohnes angekündigt. „ Das Lord Of The Lost Ensemble, mit einer Open Air – Weltpremiere“ Sänger Chris Harms schien im ersten Moment etwas nervös, was schon wieder sehr süß wirkte, doch das wr unnötig, denn mal im Ernst, der Junge könnte das Telefonbuch rauf und runter singen, und immer noch würden es alle sehr geil finden. Die Bühne selbst war rappelvoll – mit jeder Menge Instrumenten und Menschen. Natürlich kann man das nicht mit den anderen Auftritten von Lord oft he Lost vergleichen, schon optisch bot sich ein ganz anderes Bild, schick, mit Anzug und auf die „Schuhcreme“ wurde komplett verzichtet, doch Chris beruhigte die Menge. „Morgen bekommt Ihr wieder die volle Ladung Metal und Schuhcreme bis zum Hals, doch heute müsst Ihr noch eine Stunde Herzschmerz ertragen.“ Und es wurde gerne ertragen. Doch – und da muss man auch nichts schön reden – er war schon verdammt ruhig und sehr chillig, und vielleicht auch gerade deswegen der passende Ausklang für diesen herrlichen ersten Castle Rock Tag.
Der nächste Tag – der Samstag – sollte direkt mit einem Paukenschlag beginnen, und das für viele zu noch sehr früher Stunde, denn schon um 13 Uhr fing die erste Show an. Doch das war kein Hindernis – unglaublich, wie viele Menschen um diese Uhrzeit schon wach und vor allem auch fit waren. Natürlich waren wir auch schon da, denn Eigensinn wollten wir auf keinen Fall verpassen, denn vor knapp 2 Jahren hatten wir die Truppe rund um Nemesis das erste Mal gesehen, und waren damals schon mehr als begeistert. Seitdem verfolgen wir die Entwicklung der Band, die mehr als markant ist. Bei jedem Auftritt legen sie noch eine Schippe drauf.
Wer nun meinte, er könne den Tag erst einmal ruhiger angehen, der hatte nicht mit Eigensinn gerechnet, denn ein Kracher folgte dem nächsten, und ohne großartiges Tamtam legte die Truppe eine großartige Bühnenperformance hin, nur an die weißgeschminkten Gesichter kann ich mich nicht wirklich gewöhnen. Finde ich persönlich eben schon ein wenig ein ausgelutschtes Thema, da dies ja nichts Außergewöhnliches mehr ist, sondern jede 2. Band diesen Trend mitmacht. Musikalisch hatte ich nichts auszusetzten – im Gegenteil! Trotz der Uhrzeit schafften es die zierliche Nemesis (vergleichbar mit Doro) mit Ihrer eindrucksvollen Stimme und die Männer an den Geräten die Anwesenden direkt zum Mitmachen zu animieren und so sah man rundherum ein mehr als aktives Publikum, das sichtlich enttäuscht war, als die Eigensinn – Show mit „S.O.A.B“ einen perfekten Abschluss fand. Sehr geiler Auftritt! Und ein unglaublich fetter Opener!
Nach einer gut gelaunten Begrüßung von Schirmherr Micheal Bohnes wurde noch die nächste Truppe angekündigt. „Vor habe ich Still Patient? Das erste Mal live gesehen, obwohl es sie schon so lange gibt, und ich wusste sofort, die will ich auf dem Castle Rock haben.“ Leider wurde gerade diese Show von dem einzigen Regenschauer dieses Tages Heimgesucht, aber man zückte eben den mitgebrachten Schirm und schon war alles wieder gut. Still Patient? Waren zwar ein wenig ruhiger als Ihre Vorgänger, was aber der guten Stimmung keinen Abbruch tat, vor der Bühne wurde eben mit Regenschirm gerockt und wer es sich auf den Bierzeltgarnituren bequem gemacht hatte, suchte Schutz unter dem großen Dach des Getränkestandes und lauschte von dort den Klängen von Still Patient? und der Scheibe „Shape Shifters“, die gerade auf der Bühne performt wurde.
Auf Stoneman hatten sich schon sehr viele gefreut, und sogar aus dem fernen Dresden war man angereist, um seine „Band“ zu hören. Das machte sich auch direkt in dem klatschenden Empfang bemerkbar, der den Stonemännern beschert wurde. Doch hatte die Truppe vorher noch mit dem Regen zu kämpfen, befand sich Mikki Chixx direkt im Clinch mit dem Mikrofon, denn das gab so gut wie keinen Ton von sich. Doch unbeeindruckt davon machte er einfach weiter und meistere diese Unstimmigkeit mit Bravour. Mittlerweile hätte man den Schlosshof auch wegen Überfüllung schließen können. Es war unglaublich voll. Nachdem sich das Mikro auch wieder einbekommen hatte, lief alles wie am Schnürchen, und die Männer immer wieder mit einträchtigen Applaus belohnt. Rico – auch „das Tier“ genannt, zeigte wieder einmal eindrucksvoll, dass auch Drummer richtig abgehen können. Es ist immer wieder faszinierend, was der Kerl da veranstaltet. Musikalisch gab es den einen oder anderen Song aus dem letzten Album, die Krönung bildete „Goldmarie“ dessen letzte Töne von einem Goldregen über die Zuschauer begleitet wurden. Mit „wer ficken will … „ war auch schon das Ende der Stoneman-show eingeleitet. Schade, davon hätte man auch gerne noch eine Zugabe gehört, was natürlich leider bei einem straffen Zeitplan nicht geht. Und so gingen die Männer von der Bühne - mit der Gewissheit, dass sich Ihre Fangemeinde vergrößert hat. Stoneman – Live der absolute Kracher!
Immer schwieriger wurde es allerdings die Damen-Örtlichkeiten zu besuchen. Dies grenzte schon ein wenig einem Horrortripp, doch was soll man machen, wenn die ganzen Flüssigkeiten wieder heraus wollen? Man stellt sich eben an, und sinniert darüber, warum Männer dieses Problem scheinbar nicht haben. „Mann packt aus – Stellt sich hin – Fertig!?! Frau sucht erst einmal Toilettenpapier – wischt die Brille ab, legt diese fein säuberlich nochmals mit Toilettenpapier aus …“ Und als ich leicht gestresst von diesem Horrortrip an meinem Platz ankam – schwamm mein Met in den Schuhen meiner Nachbarin. Da ich diesen allerdings nicht mehr trinken konnte und wollte … blieb die Überlegung ob dies vielleicht ein Zeichen des Himmels ist, und ich nichts mehr trinken sollte? Ach Scheiß drauf! Schnell einen neuen geholt, festgehalten und auf die nächste Band gewartet.
Lange musste ich nicht drauf warten. Ein wenig gediegener als Ihre Vorgänger, doch auch mit fettem Sound und klasse Frontstimme traten Darkhaus nach dem ersten Song mächtig aufs Gaspedal. Darkhaus werden ja als Top-Newcomer gehandelt und so brachte man auch schon eine eingefleischte Fangemeinde mit. Frontman Ken Hanlon bezauberte zudem noch mit seiner unglaublichen Stimme, und der Sound erwies sich als sehr cool. Und so war es kein Wunder, das sich die Gliedmaßen der Tanzwütigen sich wie von selbst in Bewegung setzten. Tiefschürfende Songs, die mit dem Faktor „Gänsepellen-Feeling“ gemischt waren und die Seele emotional berührten, verfehlten Ihre Wirkung nicht, und auch Darkhaus dürften durch Ihren Castle-Rock Auftritt noch einige neue Anhänger dazu gewonnen haben.
Bei Janus spalteten sich dann die Gemüter und das Lager teilte sich in 2 Hälften auf. Diejenigen, die sich der Tiefe der Texte bewusst waren standen teilweise andächtig lauschend, andere wiederrum fieberten dem Ende entgegen. Janus ist eben nicht für jeden etwas. Ich persönlich denke, dass Janus in einem anderen Rahmen absolut gut kommt, aber zwischen die anderen Bands nicht so wirklich passen wollte. Bei z. B. „Schwarzer Witwer“ sah man auch viele einträchtig und leise mitsummen, und wer sich auf die Musik eingelassen hatte, hatte Spaß – und wer nichts damit anfangen konnte – ging eben zu den Merch – Ständen, auf dem Gelände shoppen oder labte sich an Bier, Met, Wein und anderen leckeren Flüssigkeiten.
Lord Of the Lost schlugen dann ganz andere Töne an. Mit viel mehr Druck an den Geräten – und mit der besagten Schuhcreme bemalt durfte nach der Ruhepause wieder kräftig mit dem Kopf gewackelt werden. LOL bescherten die volle Ladung Metal und wurden dafür bejubelt. Voll – Voller – Castle Rock! „Wir sind wieder da!“ Einfach nur rotzig und genau deswegen immer wieder der Renner auf Konzerten und Festivals – machen die Hamburger einfach nur Spaß – und im Schlosshof tobte das pure Leben. Nach der Runde Janus-Chill-Out-Musik ertönten nun brachiale Töne, die die Luft zum Zittern brachten. Als besonderer Leckerbissen erwies sich die Lord of the Lost Cover-Version von „Backstreet’s Back“, der sich keiner entziehen konnte und wollte … es wurde mit gegröhlt und getobt – die Castle Rock Gemeinde hat gefeiert was das Zeug hielt!
Als letzte Band durften Mono Inc. auf die Bühne und wurden vom Veranstalter freudig angekündigt. Dass die die Hamburger auf der Bühne immer wieder die „Sau“ rauslassen, ist ja mittlerweile schon bekannt, und so gab es auch kein Durchkommen mehr vor der Bühne, jeder wollte vorne stehen. Mono Inc. sind ja in Mülheim auch keine Unbekannten mehr, mittlerweile standen sie nun zum vierten Mal in der langen Castle Rock – Geschichte auf der Bühne und brachten dem 2. Und letzten Festival – Tag zum letzten Höhepunkt. Von eigenen Songs bis hin zu Cover-Songs und dem Drum-Duell zwischen Martin Katha. Nach „Hallelujah“ wurde dann noch Michael Bohnes auf die Bühne beordert, damit sich alle Besucher der Festivals bei ihm bedanken konnten. Ganz klar, dass man sich hier dem Schlachtruf der isländischen Volkshelden bediente.
Eigentlich unnötig zu erwähnen, das Martin Engler und seine Kumpanen wieder einmal mehr die Bühne gerockt und das Publikum verzaubert haben, denn die Mono Inc. Shows sind eben einfach immer der Kracher, und die Truppe versteht es einfach, das Publikum mitzureisen und fast lautlos zum Mitsingen zu bewegen. Profis eben! Nach zwei Zugaben war dann endgültig Schicht im Schacht, und die zufriedene und sattgetanzte Menge schlenderte langsam und gemächlich dem Ausgang entgegen.
Das Castle Rock 2016 ist nun Vergangenheit, und was bleibt, ist die Vorfreude auf ein weiteres Castle Rock 2017. Ich persönlich hatte auch das Gefühl, das es noch voller war, als das Jahr vorher, was noch einmal eindrucksvoll zeigt, wie beliebt dieses Festival im Herzen des Ruhrgebietes ist. Es waren wieder verdammt geile Bands (vom Newcomer bis hin zu den etablierten Bands) auf Schloss Broich zu Gast, das Feeling war wieder grandios – und es hat sich durch die Bank jeder wohlgefühlt, und ich schließe nun meinen Bericht mit den Worten, die sicher nicht nur ich so fühle: „Hier bin ich und hier will ich bleiben!“
Impressionen: