Was liegt bei einer Album-Veröffentlichung näher, als auf Tour zu gehen, um dieses der breiten Fan-Landschaft vorzustellen? Besonders wen es ein so fantastisches Album wie „Into the Black“ (erschienen am 29.03.2019) ist, das die Fans so derbe aus den Socken haut. Das sich Mr. Graves ausgerechnet Oberhausen als Tourstart ausgesucht hatte, erwies sich für uns als glückliche Fügung des Schicksals.
Und so standen wir Ostersonntag bei immer noch herrlichen Außentemperaturen in eine lange Schlange vor dem Kulttempel und warteten ungeduldig darauf, das endlich der Einlass begann. In weißer Voraussicht begaben wir uns direkt auf den Balkon, da ich kleiner Mensch bei der Menge im Feld vor der Bühne rein gar nichts gesehen hätte. Und im Zweifel stellt sich dann ja auch immer ein Riese vor uns Zwerge.
Im Vorprogramm durften Amelia Arsenic und Priest zeigen, was sie können, und das Publikum anheizen. Und beide konnten einen großen Teil der anwesenden Menschen konnten sie dazu animieren, mitzumachen, zu feiern und Spaß zu haben.
Amelia Arsenic ist eine kleine Powerfrau, die es etwas schwer hatte, sich auf der Bühne zu behaupten, was allerdings daran lag, das sie nur mit einem Laptop und einem Mikro auf den Brettern stand. Die Performance war absolut klasse, und auch wenn stimmlich nicht immer alles perfekt lief, schaute man bei der reizenden Dame doch großzügig darüber hinweg. Vor allem die Männer hingen 25 Minuten lange mit Ihrem Blicken an der jungen Frau.
Als weitere Vorband stand die schwedischen Electropop-Formation Priest auf dem Programm. Das Ganz-Körper-Leder-Outfit und die Ledermaske sind mittlerweile ein Markenzeichen der Band geworden. Allerdings kam das bei dem dunklen licht nicht wirklich gut rüber, hier hätte ich mir eine etwas freundlichere Beleuchtung gewünscht. Schwarz mit unglaublich dunklem Hintergrund bringt eben keine guten Effekte. Musikalisch konnten die Schweden bei vielen Besuchern des Abends punkten und hinterließen sicher einen bleibenden Eindruck. In knapp 45 Minuten boten gute und laute Musik mit einer fantastischen Stimme am Micro.
Dennoch ging ein Aufatmen durch die Reihen, als sich abzeichnete, das gleich „DIE“ Band des Abends die Bühne erklimmen sollte. Mittlerweile war unter im Kulttempel kein durchkommen mehr, die Raucher hatten es sehr schwer, in den angrenzenden Raucherbereich zu kommen.
Endlich: Daniel Graves, Elliot Berlin und Joe Letz stürmten die Bühne und legten mit meinem persönlichen Highlight-Song „Gods & Gold“ der aktuellen CD los, was mir direkt ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Daniel Graves ist einfach ein „TYP“ und mit seiner sympathischen Art hatte er vom ersten Ton an, alle Anwesenden direkt im Sack.
Schon auf dem aktuellen Album hat mich fasziniert, das er nicht nur gröhlen kann, sondern auch unglaublich gefühlvoll und clean singen kann. Doch auf der Bühne kam das alles noch viel besser rüber. Die kraftvolle Stimme, mit den teilweise emotionsgeladenen Einspielungen und des wunderbar dosierten Growls. Einfach fantastisch.
Neben den im Vordergrund stehenden „neuen“ Stücken gab es natürlich auch noch einige Klassiker aus der Bandgeschichte, die mit genauso viel Wohlwollen aufgenommen wurden, wie die aktuellen Titel! Nur nach kurzer Zeit habe es im Kulttempel kein halten mehr, und bis zur letzten Maus, war alles am Feiern, tanzen springen und singen! So muss das sein. Und immer wieder wurden Beifall bekundende Rufe und überdimensionales Klatschen laut, AESTHETIC PERFECTION kamen, sangen, und siegten auf der ganzen Linie.
AESTHETIC PERFECTION haben eine verdammt gute Bühnenpräsenz, und das immer wiederkehrende verschmitzte Lächeln von Daniel machte ihn noch sympathischer als es ohnehin schon der Fall war, und die Herzen flogen ihm zu. Unglaublich krass war auch die Performance von Live-Keyboarder Elliot, denn dieser stand nicht nur vor seinen Klanginstrumenten, sondern auch zwischendurch darauf.
Am Ende kann ich sagen: Was für ein geiles Konzert, an das nicht nur ich noch lange zurückdenken werde. Und wenn ich „Into the Black“ anhöre, werde ich auch nach Jahren noch an dieses absolute Highlight zurückdenken. Wer die Gelegenheit hat, sich diese Band live anzusehen, sollte diese nicht verstreichen lassen.