" Schmale Gratwanderung zwischen hart und zart mit Bravour gemeistert"
Artist: Breaking Benjamin
Genre: Alternative Rock/Post Grunge
Label: Hollywood Records / Universal Music
VÖ: 13.04.2018
Geschrieben von Sonja
Ausgabe Mai 2018
Mit "Ember" steht das sechstes Studioalbum, das zweite nach Neugründung im Jahre 2014 in den Startlöchern. Eindrucksvoll wollten sich Frontmann Benjamin Burnley und seine Bandkollegen mit “Dark Before Dawn“ zurückmelden und blieben hinter den Erwartungen etlicher Fans zurück. Dennoch schaffte es seinerzeit auf Platz 1 der US-Billboard Charts zu klettern. In Europa konnten sie damit jedoch weniger gut punkten. Alle Augen und Ohren sind nun auf “Ember“ gerichtet und die zwischenzeitlich 3 ausgekoppelten Tracks versprechen viel.
Kein Wunder das nach dem Intro genau zwei dieser beiden Songs den Auftakt für “den neuesten Silberling bilden. „Feed the Wolf“ und „Red Cold River“ sind für Fans der ersten Stunde, die die Härte im Breaking Benjamin Sound so lieben, einfach zum Niederknien. Satter Sound und ein stetiges Wechselspiel zwischen warmer Melodik und niederschmetternder Rhythmik, harte Growls, düsteres Raunen und sanfte Gesangsparts reißen den Zuhörer mit sich fort.
Mit „Tourniquet“ betritt man zum ersten Mal unbekanntes Neuland und wird nicht enttäuscht. Wirklich faszinierend ist „Psycho“. Ganz der Thematik entsprechend präsentiert sich der Song wirr und lässt zeitweise jegliche Melodik vermissen. Während Drummer Shaun Foist völlig entfesselt wirkt, dürfen sich auch die Saitenvirtuosen nach Herzenslust austoben. Ihr sattes Metal-Riffing baut neben den Growls immensen Druck auf und treibt den Song voran.
Die Glut ist wirklich entfesselt, wird aber gleich zu einem ruhigen Glimmen erstickt. Was so dramatisch klingt, bremst tatsächlich die Dynamik aus. Allerdings möchte man es Breaking Benjamin nicht übelnehmen. „The Dark of You“ ist eine in sich stimmige, dunkle und von Verzweiflung getragene Balladet. Sie lässt Härte gänzlich missen, wird einzig von der düsteren Melodie getragen und berührt einen dadurch umso tiefer.
Sehen wir es als kurzes Innehalten vor der wieder auflodernden Glut, die Burnley & Co in den nachfolgenden Stücken wieder abbrennen. In Feinheiten erfinden sie sich neu, behalten sich aber immer auch einen Blick zurück. „Torn in Two“ ist so ein Verbindungsglied zwischen alt und neu, lässt es doch viel von dem einstigen Hit „I will not bow“ erkennen. Fast spielerisch meistern Breaking Benjamin besser denn je die Gratwanderung zwischen hart und zart. Das ebenfalls bereits bekannt „Blood“ zelebriert es förmlich. Es schleicht sich harmlos an, um direkt unter die Haut zu kriechen. Genau das wird einem in der Gesamtheit des Albums erst wirklich klar. Als Zuhörer wird man immer wieder in Herzenswärme gebadet, um kurze Zeit später mit aller Härte in der Realität abgesetzt zu werden. Das düstere und bedrohlich wirkende Outro „Vega“ geleitet aus dem rundum gelungenen Album heraus und spannt den Bogen zurück zum Intro „Lyra“ und so ertappt man sich den Silberling direkt noch ein weiteres mal abzuspielen.
Anspieltipp: Nach den bereits ausgekoppelten Stücken darf getrost jeder einzelne Track angespielt werden. Sie überzeugen jeder einzelne für sich und spiegeln die Dynamik des Albums wieder. Einer der interessantesten Songs ist und bleibt jedoch „Psycho“.
Burnley selbst hatte es schon so treffend beschrieben: „ ... the softer side on this album is really soft, and the heavy side is really heavy“. Genau diese schmale Gratwanderung wird in fast jedem einzelnen Song zelebriert. Diese Dynamik ist es, die mitreißt und nicht mehr loslässt. “Ember“ macht seinem Namen alle Ehre. Der Sound von Breaking Benjamin fühlt sich an wie heiße Glut. Sie brennt nicht nur auf dem Cover sondern brennt wild in jedem Song. Sie streicht aber auch genauso so sanft mit ihrer Wärme über die Haut.
Trackliste
01. Lyra
02. Feed The Wolf
03. Red Cold River
04. Tourniquet
05. Psycho
06. The Dark Of You
07. Down
08. Torn In Two
09. Blood
10. Save Yourself
11. Close Your Eyes
12. Vega
Line Up:
• Benjamin Burnley – Vocals, Guitars
• Jason Rauch - Guitars
• Keith Wallen - Guitars
• Aaron Bruch - Bass
• Shaun Foist – Drums
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