Geheimtipp des Monats
Artist: Die Heart
Genre: Hardcorepunk
Label: NoCut Entertainment/ SPV
VÖ: 21.04.2017
Geschrieben von Andreas J.
Ausgabe März 2017
Mensch bleiben, menschlich bleiben! So oder so ähnlich könnte man den Titel des neuen Albums der Hamburger Formation „Die Heart“, nämlich „Stay Heart“, interpretieren.
Dementsprechend gesellschafts- und sozialkritisch stellen sich die Texte von Sänger Niels dar, die z.B. die Auswirkungen des Kapitalismus in Formen wie Egoismus oder Ellenbogendenken, oder auch Entfremdung der (und IN der) Sozialgemeinschaft thematisieren, dar.
Dass dies nicht alles aufgesetzte Floskeln sind, sondern Niels‘ ein wichtiges, innerliches Anliegen sind, beweist er eindeutig durch die Intensität, mit der er seine Emotionen hinausschreit, spricht und singt. Wut, Aggression, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit hört man quasi in jeder Zeile deutlich heraus, fühlt man sich hinein, bekommt man nicht selten eine Gänsehaut.
„Es bedeutet uns am Meisten, wenn die Leute unsere Songs hören und die Emotionen spüren, die wir dadurch transportieren möchten“, so sagt er selbst. Und man muss deutlich sagen, dies ist den Hamburgern auf dem neuen Longplayer absolut gelungen.
Denn auch im instrumentellen Bereich spürt man diese Intensität der Emotionen, alles fügt sich zusammen, ergänzt sich, wirkt wie eine Symbiose.
Die Songs beschränken sich durch die Bank auf das Wesentliche, erfreulich schnörkellos und dennoch mit interessanten, auflockernden und auch ruhigen Passagen, die dem Zuhörer kurz mal Zeit zum Durchatmen geben.
Während zum Beispiel die von mir in dieser Ausgabe besprochenen SOG fast immer mind. 1 Minute brauchen um überhaupt erstmal zur Sache zu kommen, sind Die Heart zu dem Zeitpunkt schon mittendrin, und das find ich absolut gut! Wen man in 3 Minuten nicht erreichen kann, was man in 3 Minuten nicht sagen und zeigen kann, dies schafft man dann auch nicht in 5 Minuten.
Vielleicht ist dies auch grad des Pudels Kern, „Die Heart“ schaffen es meiner Meinung nach, in einen 2 bis 3 minütigen Song alles reinzupacken, was ein Song braucht, was einen Song interessant macht. „Die Heart“ verkaufen ihr Publikum NICHT für blöde und wiederholen Passagen endlos lang, als wäre es zu blöd, nicht den ersten Durchlauf bereits begriffen zu haben, fühlen zu können. Und das Ganze klingt dann noch nicht einmal zusammengepresst. Perfekt!
Von sich selber sagen sie, dass sie das Rad nicht neu erfinden, Stimmt! Ein weiterer Sympathiepunkt! Sich so zu geben, anstatt die ewige Leier runter zu beten, man könne in keine Schublade gesteckt werden.
Kurz zusammengefasst würd ich zumindest sagen, stilistisch ist es irgendwas mit „-core“ im Namen und n bisserl Punk ist mit dabei (den „Glamrock“ kauf ich Euch nicht ab). Ich nenn es „Emotional-Core“. Punkt!
Die ganze Scheibe klingt definitiv wie aus einem Guss, als wäre sie in einer Session hintereinander weg aufgenommen worden, und daher fällt es mir auch sehr schwer, bestimmte Songs herauszustellen. Alle Tracks sind auf einem homogen hohen Niveau, interessant und es wird zu keiner Sekunde langweilig geschweige denn langatmig.
Dennoch möchte ich als Anspieltipps vor dem Kauf, mal „Roots“ (Notiz an Jennifer Lopezz: SO klingt ein Bekenntnis zu seinen Wurzeln, Du Trulla), das punkige „Life Turns To Fear“, „Between The Days“ und Stronger Than Ever“ nennen.
Ach komm, was rede ich eigentlich? Das ganze Album ist ein Anspieltipp, denn aus meiner Sicht ist dies der Geheimtipp der jetzigen Ausgabe von Bad-Black-Unicorn. Danke „Die Heart“ für ein tolles Album!
Absolute Kaufempfehlung!