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Redakteur: Roman Golub
Arctic Sunrise sind Torsten Verlinden (Vocals) und Steve Baltes (Synths). In einem Interview standen sie Rede und Antwort über ihren aktuellen Longplayer „Across the Ice“ und anderen Themen.
Wie sah der Produktionsablauf für „Across the ice“ aus? Wie lang war die Produktionszeit?
Steve: Ähnlich wie bei den 2 Vorgängern, nur das wir uns diesmal ein wenig mehr Zeit genommen haben – genau genommen insgesamt fast 3 Jahre. In den meisten Fällen habe ich vorab alleine musikalische Skizzen angefertigt, die ich dann Torsten vorgespielt habe – wenn Ihm eine Skizze gefallen hat, hat er zunächst eine Melodie ohne Text eingesungen und anschließend die Lyrics dazu aufgeschrieben und eingesungen – was bei ihm immer unfassbar schnell geht. Danach habe ich dann wieder alleine alles fertig ausproduziert und gemixed und wir haben in Einzelfällen noch mal ein paar alternative oder zusätzliche Takes/Overdubs aufgenommen.
Wie seid ihr auf den Namen eures aktuellen Longplayers „Across the Ice“ gekommen? Hat es etwas damit zu tun, dass die Themenauswahl der Songs eher etwas kühler ist?
Steve: Der Name ist einer Textzeile aus einem enthaltenen Song entnommen („Time Is on Our Side“), die ich sehr passend fand. Für mich steht das eher im Zusammenhang mit der längeren Produktionsdauer – die mich an die etwas langwierige „zu Fuß“ Überquerung einer riesigen Eisscholle erinnert. Also ähnlich wie eine Bergbesteigung. Könnte nicht bestätigen, dass die Themenauswahl bewusst kühl ist.
Im Song „Time is on our Side“ lautet eine Verszeile: „Together we will cross the ice“. Welche Bedeutung hat dieser Vers zum einen für den Song und zum Anderen für das Album?
Steve: Wie geschrieben, war diese Textzeile Auslöser für den Albumtitel.
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Habt ihr euch Gedanken dazu gemacht, wie die Vocals am besten zu den Songs passen? Habt ihr da eine bestimmte Linie verfolgt?
Steve: Nein – hier machen wir uns recht wenig bis gar keine Gedanken zu. Das entsteht ganz spontan aus dem Gefühl oder der Situation heraus – so etwas sollte man nicht versuchen zu planen. Wir folgen auch keiner bewussten Linie sonder versuchen eben immer so spontan wie möglich zu sein.
Torsten: Man sagt in Köln so schön „Wat kütt, dat kütt!“, heißt, man lässt den Dingen seinen Lauf, und entdeckt was passiert. Ich lasse mich immer von Steves Grooves und Sounds inspirieren. Mit einer vorbereiteten Idee bin ich noch nie ins Studio gegangen.
Was steckt hinter eurem Song „Surrender“? Wovon handelt er und wie ist er entstanden?
Steve: Rein technisch gesehen entstand „Surrender“ aus einer musikalischen Skizze. In diesem konkreten Fall gab es eine Bassline mit ein paar Wechseln, einen Beat und ein paar 80's Gitarren-Figuren von Oliver Franken, die spontan bei einer Session entstanden. Zur Handlung kann Torsten vielleicht mehr sagen.
Torsten: Ich äußere mich sehr ungern über den Inhalt meiner Texte, da der Hörer/Leser die Chance haben soll seine eigene Interpretation zu entwickeln. Die Gedanken, die ich dabei hatte sind nicht „wahrer“ als die, die der Zuhörer dabei hat.
Wie viele Elemente eines Spiels stecken im Titel „The Game“? Was ist die Message dieses Liedes?
Steve: Für mich ist Musik generell ein Spiel und so ist auch „The Game“ sehr spielerisch entstanden indem ich einfach mit ein paar Maschinen herumspielte die zum Zündfunken für den Song wurden: u.a. der Beat, die Bassline und die Acid-Sequenz am Ende.
Torsten: Auch hier gilt das Gleiche für mich wie bei den anderen Texten. Aber tatsächlich ist es gar nicht so geheimnisvoll oder neu... Ich vergleiche das Leben als ein Spiel, welches man gezwungen ist zu spielen. Gewinnen tut es am Ende aber keiner. Oder vielleicht doch?
Euer Album handelt thematisch viel von zwischenmenschlichen Beziehungen. Stecken hinter diesen Songs auch eigene Erfahrungen?
Torsten: Ich glaube nicht, daß es möglich ist Texte separat seiner eigenen Erlebnisse zu schreiben, seien es Emotionen oder Erfahrungen. Dabei extrapoliert und übertreibt man selbstverständlich auch. Aber alleine die Gedanken die man beim Erstellen eines Textes hat sind ja schon untrennbar mit einem selbst verknüpft.
In welcher Stimmung müßt ihr sein, um einen Song zu schreiben?
Steve: Die Stimmung spielt für mich nicht unbedingt eine große Rolle. Manchmal kann Frustration hilfreich sein, manchmal geht man einfach gut gelaunt ins Studio um ein paar Ideen auszuprobieren und plötzlich ist ein Song da.
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Was verbindet euch mit dem Song „Running up that Hill“ von Kate Bush, den ihr auf „Across the ice“ gecovert habt? Im Song „Emptiness“ zitiert ihr in den Schlussversen aus dem Stück von Kate Bush. „Running on that road/ Running up that Hill“. Was hat dieses Zitat mit „Emptiness“ gemein? Wie seid ihr auf die Idee gekommen, so etwas zu machen?
Steve: Für mich ist es einfach ein großartiger 80's Song der mich sehr geprägt und inspiriert hat. Ich hatte vor einiger Zeit eine Coverversion gehört, die mir nicht so gut gefiel und dachte: „Hey, das könnte man eventuell besser machen“ - wir haben es dann spontan ausprobiert und sind mit dem Resultat sehr glücklich.
Torsten: Ich stimme Steve dazu. Für mich bedeutet es auch immer eine schöne Herausforderung weiblichen Gesang interpretieren zu dürfen.
Welche Bedeutung hat euer Bandname? Wie seid ihr zu diesem gekommen?
Steve: Für mich verbindet Arctic Sunrise das Kühle was für mich für Melancholie steht mit dem Sonnenaufgang, der für mich in dem Zusammenhang für die Hoffnung steht. Also vielleicht ähnlich wie in unsere Musik: ein wenig latent depressive Melancholie gepaart mit einem Funken Hoffnung ;)
Wer hat euer Albumcover entworfen und welche Bedeutung hat diese Abbildung?
Steve: Für das Cover war erneut Stefan Erbe zuständig (ER hat schon die Cover für due . Den Grafik-Input hatte ich ihm geschickt. Ich fand das Bild einfach sehr passend zum Titel …
Wollt ihr zum Schluß noch etwas sagen?
Steve: Wir möchten uns zunächst gerne für die Geduld unserer Fans bedanken, da es nun immerhin 3 Jahre mit dem neuen Album gedauert hat. Außerdem für den tollen, wachsenden Support in den letzen Jahren. Außerdem möchten wir uns bei dieser Gelegenheit noch einmal herzlich bei Steffen Müller für das einmal mehr geniale Mastering bedanken. Bei Stefan Erbe für das tolle Cover Artwork, bei Fred Kopke von FineArtPhotography Mönchengladbach für die Hammer-Bandfotos und natürlich bei unserem Label Echozone (Ulf Müller) für die Promotion-Arbeit und den jahrelangen Support.
Danke für das Interview