Burgfolk 2016
Müleim / Ruhr
Schloss Broich
19. - 20. August 2016
Geschrieben und erlebt von: Bibi
Fotos: V-nerV
Ausgabe: September 2016
Es fällt mir tatsächlich schwer, diese Zeilen zu verfassen, denn es werden die letzten sein, die ich über das Burgfolk Festival schreiben werde, und ein wenig muss ich nach Worten ringen. Das letzte Burgfolk, ein Schlag ganz tief unter die Gürtellinie. Ja, es tut weh, denn wie viele andere habe ich mich in die Festivals, die auf Schloss Broich unter der Schirmherrschaft von Michael Bohnes veranstaltet werden, schlichtweg verliebt!
Nur wenige Wochen vor Beginn des Festivals stand fest, dieses Jahr ist der Abschied nach 15 Jahren. Die Beweggründe sind natürlich nachvollziehbar, denn der Besucher-Zulauf wurde von Jahr zu Jahr rückläufiger. Mit gemischten Gefühlen fuhr man ein letztes Mal am 19. Und 20. August nach Mülheim, um gemeinsam mit den Bands, „der“ Festivalfamilie und dem Familienoberhaupt Michael einen würdigen Abschied zu feiern.
Mit dem Opener des Freitages sahen wir direkt alte Bekannte wieder. Reliquie waren uns schon 2 Wochen vorher in Wacken aufgefallen, und die Freude war groß, sie direkt noch einmal spielen zu sehen. Und es war selbst um diese frühe Zeit am Freitag schon gut voll gewesen. „Hey, hey Burgvolk, wo seid Ihr?“ animierte man die Besucher und freudig fing man den zugeworfenen „Roten“ Faden und stieg gekonnt ins Burgfolk-Partygeschehen ein. Teilweise eher ruhig, ein wenig rockig mit einer tollen Bühnenpräsenz eröffnete Reliquiae das Festival.
Stilecht als Seebären verkleidet, gaben sich kurz darauf Pyrates! die Ehre. Kurzzeitig ertönte ein wenig liebevolles „Gedudel“, bevor die markante Stimme des Sängers ertönte. Die Piraten kamen gut an, und der Schlosshof klatschte einträchtig und voller Enthusiasmus. Bei den Instrumental-Einlagen drehte sich der Sänger der Folk Done Pirate Style – Band immer wieder im Kreis, das mir vom Zusehen schon ganz schwindelig wurde. Die Pyrates! waren witzig, und es machte einfach nur Spaß zuzusehen, und zu hören, was sie zum Besten gaben. Das spiegelte sich auch im Publikum wieder – man zeigte sich begeistert bei so viel Spielfreude, und die Truppe wurde gebührend bejubelt!
Folk Noir kam hingegen ganz anders daher. Erfrischend mit weiblicher Samtstimme, Flöte, Nebel und jeder Menge musikalischer Klimperkisten, gab es unheimlich viele Instrumental-Einlagen, die immer wieder von der Stimme von Livy Pear untermalt wurden. Melancholische Schwermut, und teilweise düstere Balladen treffen auf mittelalterliche Klänge. Für einige war es zu ruhig, andere hingegen fanden gerade das eher gemäßigte Tempo und die schön herausgearbeiteten Song gnadenlos geil!
Saltatio Mortis agierten als Freitags-Headliner, wobei die Truppe für einen Großteil der angereisten Besucher das heimliche Highlight des gesamten Festivals war. Und so war es kein Wunder, das es unheimlich voll wurde, und man vor der Bühne nur noch mit gewaltig Ellenbogen-einsatz einen Platz bekam. Und bevor man sich versah, ertönte schon der Gong, der die Mittelalter-Könige ankündigte. Mit Pfiffen und wohlwollenden Geschrei empfangen, eröffneten die Musikanten einen Reigen an Spaß, Fun und guter Musik. „Herzlich willkommen auf Schloss Broich … ich bringe euch Feuer!“ und diese Aussage wurde von Feuersalven und gewohnter SAMO – Musik begleitet.
Das Fußvolk zeigte sich begeistert, sprang und gröhlte, als gäbe es kein Morgen – Alea, der Bescheidene, er mir nacktem Oberkörper die Frauenherzen und auch so manche männliche eroberte, hatte die Meute vollkommen im Griff. „Damals – 2003 – durften wir das Burgfolk eröffnen, heute sind wir Headliner“ freute sich der Mann auf der Bühne. Und Headliner waren sie zurecht! Auch wenn man die Band schon so oft gesehen hat, faszinieren sie doch immer wieder. Beim „Hochzeitstanz“ wollte Herr Alea gerne alle Handys oben sehen, mit dem Licht nach vorne, auf die Truppe gerichtet, und dem Wunsch kam fast jeder nach. Was für ein Bild. Saltatio Mortis haben den Freitag noch einmal übelst gerockt – was für ein Abschluss des Tages!
Unser Samstag fing für uns mit den Weltenwanderern Mythemia um 14:05 an. Die Show wurde von leichten Pust-Tönen aus dem „Nebelhorn“ eingeleitet, um dann mit einem wunderbaren Duett zwischen Männlein und Weiblein fortzufahren. Der um diese Zeit noch sehr übersichtliche Schlosshof übt sich allerdings noch in vornehmer Zurückhaltung. So wirklich in Schwung kam man noch nicht, was angesichts der angenehmen Musik ein wenig verwunderlich war. Die markante, leicht dunkel – tiefe Stimme von Shilan Anderson vom Walde besitzt ein wunderbares Timbre, dem man sich nur schwer entziehen kann, und so lauschte alles andächtig der musikalischen Darbietung. So langsam kam auch das Burgfolk in Schwung und die Truppe erhält den Lohn, den sie verdiente: klatschende Hände und Jubel zu englisch – und deutsch-sprachigen Songs.
The Aberlours enterten die Bühne ohne großartiges Tamtam und legte direkt los. Mit neuen Stücken aus alten Geschichten wollten die Männer das Publikum zum Leben erwecken, doch so wirklich kam man immer noch nicht im Schwung, oder war man noch nicht in der richtigen Feierlaune? Vielleicht, auch deswegen, da jede Band meinte zu erwähnen, dass dies das letzte Burgfolk ist, und die aufkeimende Stimmung direkt wieder im Kein erstickte. Denn das schien doch so einigen auf die Nieren zu schlagen. Immer noch hielt sich die Stimmung in Grenzen, was vielleicht auch der vielen Worte geschuldet war, die die Band über die Songs verlor, bevor man zum nächsten Stück kam, denn an der Musik lag es wohl eher nicht.
Mit Ingrimm wurde es dann Metal-lastig, und nach einem kurzen Erstaunen über die harten Klänge erwachte das Burgfolk vollends und stieg direkt mit ein. Schon bei den ersten Tönen geriet so mancher Kopf in Wallung. Ingrimm kam sich rühmen, die erste Band des Tages gewesen zu sein, die dem Publikum einiges an Klatschen und feiern abverlangte. Mit Heavy Metal aus dem Mittelalter überzeugte die Truppe und auch die Präsenz aller Bandmenber auf der Bühne war spürbar greifbar, so das es wie selbstverständlich war, das man auf den kleinsten Fingerzeig des Frontmannes regierte und Ingrimm zusammen mit den anwesenden den Schlosshof in ein Tollhaus verwandelte. Donnernde Drums, und ballernde Bässe trugen Ihr Übriges dazu bei, die Stimmung fast zum überschwappen zu bringen! Wen wunderte es da noch, das nach verklingen des letzten Songs die Zugabe Rufe laut und fordernd wurden? Mich jedenfalls nicht, und so zog die Truppe noch ein letztes Mal auf die Bühne, um dann endgültig Lebewohl zu sagen.
Ski, den viele sicher noch von der Beloved Enemy kennen, kam in Form von Ski’s Country Trash und die Truppe präsentierte rockige Countrymelodien. „Wollen wir mal anfangen?“ war der Startschuss für ein mehr als abgefahrenes Konzert, und Ski mutierte während der Show zum Helden vielen, angeführt von unserem Magazin-Fotografen V-nerV, der Probleme hatte, vernünftig zu fotografieren, so war dieser Mann am Feiern. Es war aber auch eine Freunde die Truppe auf der Bühne zu hören. Vor 2 Jahren – zum Burgfolk 2014 – spielte die Truppe rund um Ski das letzte Konzert, und extra für diesen Samstag haben sich die Mitglieder wieder zusammen getan, und freuten sich einfach, das Burgfolk ein letztes Mal zu rocken. Die Freude sah man auch jeden einzelnen auf den Bretten da oben an. Ski spielte mit dem Mikro-Ständer Luftgitarre, die Dame an dem Kontrabass vollführte wahre akrobatische Leistungen und man sah nur strahlende Gesichter! Ski holte immer wieder sein Handy hervor, um diese Augenblicke für sich selbst festzuhalten!
Und dann kam der schon übliche Jack ins Spiel… „Wir trinken auf dein Wohl, Michael.“ Was für eine Show! Abstrakte Stimmspielerein, Akrobatik am Kontrabass und eine so gut gelaunte Band, wie man sie wohl selten sieht … Selbst nach der 1. Zugabe gab das Publikum keine Ruhe und fordernd wurden die Stimmen laut! Doch bevor es dazu kam, wurde Micheal Bohnes auf die Bühne geholt, der sich des tosenden Applauses sichtlich gerührt zeigte und tatsächlich um Worte ringen musste, und sich auf das Herz in seiner Brust klopfte. „Ihr seid großartig, aber Euer Augenmerk liegt jetzt auf Ski`s letzten Song.“
Ohne großen Soundcheck ging es zügig mit Rapalje weiter. Mit Schottenröcken bewaffnet wurde es nun sehr folkig. „Zum dritten Mal sind wir nun auf dem Burfolk, und es ist uns eine große Ehre. Deswegen spielen wir 3 Lieder für Michael“. Unter anderem auch den Manowar-Hit „Heart Of Steel“. Die Stimmung war grandios, und um noch einen drauf zu setzen, erleuchtete man den Dudelsack mit hellen Feuerschein. Die ruhige Folk-Band konnte zwar seine Vorgänger nicht toppen, aber sie setzten Akzente und brachten das Publikum in eine Art Ausnahme-Stimmung.
Als Rausschmeißer fungierten als letzte Band in der Geschichte des Burgfolkes die Wiener Russkaja, die von den Wartenden im Schlosshof im Chor herbeigerufen wurden. Mit Pauken und Trompeten erscheint die Truppe auf den Bühne, die schon letztes Jahr für Party-Stimmung pur gesorgt hatte. „Buuuurgfoooolk!!!“ schrie Georgij Makazaria in die Menge, die sich schlichtweg begeistert zeigt. Der große Platz wurde zur Party-Rock-Zone umfunktioniert. Mit jeder Menge Stücken aus dem aktuellen Album erschütterte man die Mauern der ehrwürdigen Gebäude und der kurze Regenschauer störte keinen großartig, es wurde einfach ohne Unterbrechung weiter gefeiert! Der Russkaja – Höllensturm schlug wie eine Bombe ein.
Wir sagen Adieu Burgfolk, es war wunderbar Dich gekannt zu haben. Immer mit offenen Armen aufgenommen, haben wir – solange wir dem Burgfolk beiwohnen – verdammt klasse Bands gesehen, extrem gefeiert und so tolle Menschen kennengelernt. Und während ich diesen Bericht geschrieben habe, musste ich das eine oder andere Tränchen wegdrücken. Wir werden Dich vermissen! Vielen Dank Michael, für die vielen schönen und Besonderen Stunden!
Wie gut, dass es immer noch das Castle Rock gibt, so haben wir etwas, worauf wir uns freuen können! Wir sehen uns!
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