Wacken 2016
Ausgabe: September 2016
Geschrieben und erlebt von: Bibi
Fotos: V-nerV
Um am Anfang direkt einmal Rod Usher von „The Other“ zu zitieren: „Wacken ist Gefühl!“ Und damit gebe ich ihm zu 100 % Recht. Denn das Wacken - Feeling, ist wirklich einzigartig, und das habe ich so in der Art auf noch keinem Festival erlebt. Wie intensiv man innerlich verbunden ist, zeigt sich aber nicht erst auf dem Gelände, sondern schon im Vorfeld auf der Fahrt. Autos hupen sich freundlich zu, und auf den Parkplätzen kurz nach dem Elbtunnel scharrten sich die Grüppchen Metal-Heads, die eine kurze Pause machten. „Wollt Ihr einen Kaffee haben?“ tönte es aus einem „Wacken-Wohmobil“. Und dieses „wir sind gleich zu Hause-Gefühl verbreitete sich überall – es stand jeden ins Gesicht geschrieben, wie sich die Vorfreude auf ein weiteres Wacken in jeder einzelnen Faser des Körpers breit machte.
Endlich auf dem „heiligen“ Acker angekommen, bot sich uns ein bekanntes Bild: Es regnete. Doch davon ließ man sich nicht wirklich die Laune verderben, und tapfer wurden im strömenden Regen die Zelte aufgebaut. Und auch hier war man nicht alleine. Überall sah man helfende Hände, die einfach zupackten.
Für uns selbst begann der Mittwoch wie jedes Jahr, und wir haben ein regelrechtes Ritual entwickelt. Zelt aufbauen, ins Dorf wandern, und den ersten Met trinken, und jedes Jahr bin ich immer wieder aufs Neue fasziniert, das ein ganzes Dorf nicht nur das Festival toleriert, sondern einfach mitmacht. Da wird einfach mal kurzerhand vor dem Bestattungsinstitut ein Stand mit Klamotten aufgebaut, der KFZ-Betrieb verkauft Kaffee, und so geht es munter weiter, die ganze lange Hauptstraße entlang. Und nicht nur diverse Stände mit Essen und Trinken bevölkern in diesen Tagen das sonst so ruhige Dörfchen … sondern auch jede Menge Hinterhofpartys sind am Start und ziehen massig Menge Menschen an. Dieses ganze Drumherum gehört zu „Wacken“ wie das sprichwörtliche Salz in der Suppe, und trägt seinen Teil zu dem gesamten Feeling bei.
Durch den immer wieder einsetzenden Regen wurden wir auch am Mittwoch nicht enttäuscht, so langsam bildete sich der erst Matsch-Schlamm. Wie gut, dass wir dieses Jahr mitgedacht hatten, und unsere pinken und quietschegelben Gummistiefel mit hatten. Zwar hatte es bei weiten noch nicht die Ausmaße vom letzten Jahr, aber was noch nicht war, konnte ja noch werden. Perfekt ausgestattet, konnte der erst Tag beginnen.
Im großen Zelt, in der die Stages Headbanger und W:E:T untergebracht waren war schon das Metal Battle im vollen Gange. Wie schon die Jahre vorher Duellierten sich die besten der besten Metal-Newcommer aus 27 verschiedenen Ländern (welche sich schon im Landeseigenen Vorentscheid beweisen mussten) am Mittwoch und am Donnerstag und wir haben auf den beiden Bühnen verdammt geile Bands mit abgefahrenen Bühnenshows gesehen, die alle zurecht auf der Wacken-Stage standen. Der erste Platz ging nach Südafrika an Zombies ate my Girlfriend. Und der Preis für diesen Platz kann sich durchaus sehen lassen: 5000 Euro für die Bandkasse, dazu noch Musikinstrumente und ein Gitarrenverstärker.
Und auch wenn die großen Hauptbühnen erst am Donnerstag geöffnet wurden, gab es auch am Mittwoch schon jede Menge Musik. Der Platz vor der Wackingerstage war auch schon mehr als gut bevölkert und alles wartete auf die Show von Mr. Hurley und den Pulveraffen. Im Vorfeld schrie man schon einmal vorsichtshalber einträchtig nach „HELGA“. Immer mehr Metal-Heads wurden von den Schreien angelockt, und ich kann mich nicht erinnern, dass es letztes Jahr um diese frühe Zeit schon so voll war. Allerdings waren die „Äffchen“ nicht das erste Mal hier, und haben sich mittlerweile schon eine gute „Wacken-Fan-Base“ erspielt, und so wurden die Männer auf der Bühne auch schon wie gute alte Bekannte begrüßt. Die Hände aller gingen ungefragt nach oben. Tatsächlich konnte auch fast jeder bei den anspruchsvollen Texten mitsingen: „Schrumpfkopf im Rumtopf“. Wie gewohnt gab es von der Seemannsgang mittelalterliches Seeemansgarn, bei der kein Bein still stehen wollte und konnte. Eine sehr geile Show der Herren Seebären, eine perfekte Mittwochs-Wacken-Party.
Abends stand noch eine besondere Truppe auf dem Plan. HÄMATOM, die aufgrund persönlicher Termine von der großen Stage zum Zelt tauschen mussten. So war es kein Wunder, das man früh da sein musste, um zu den glücklichen zu zählen, die noch hereingelassen wurden. Denn Platz war zu dieser Stunde absolute Mangelware. Während wir drin standen, warteten andere in der langen Schlange vor der Einlass-Secutity, um vielleicht doch noch Ihre persönlichen Helden sehen zu können. Indessen wurden die Jungs von einer markanten Stimme angekündigt, und obwohl noch nichts zu sehen war, erschallte einträchtiger Jubel. „Ihr sollt kotzen und schreien! Hier sind Hämatom“ – und tatsächlich steigerte sich das Jubelgeschrei noch, denn nun ging es auch schon los. „Wir sind Gott …“ ein perfekter Opener für eine verdammt geile Show, und in Sekundenschnelle flogen die Hände nach oben, um die Helden dieses Tages zu feiern. Nicht nur die Köpfe fingen an sich zu bewegen, sondern die Körper zuckten und wollten sich bewegen, und was Nord, Süd, West und Ost da oben auf der Bühne zu Tage bringen ist ein wahnsinniger Abriss, und die ausgehungerte Meute ist mit allen Sinnen bei der Musik. Unter explodierenden Sternen wurde eine Party gefeiert, von der man noch lange reden wird!
Der Wettergott meinte es scheinbar gut mit uns, denn er ließ uns morgens immerhin genug Zeit, vor dem Zelt Kaffee zu kochen und auch mit den Zeltnachbarn gemütlich zu klönen, während wir genüsslich unseren erste Kaffee schlürften, war auch noch möglich. Pünktlich zur beginnenden Mittagszeit wurde allerdings täglich der Himmel schwarz und der Himmel schüttete einige große Wasserkübel über uns aus. Doch seltsamerweise störte das hier keinen, gehören Regen und Matsch einfach in Wacken dazu.
Der Donnerstag fing für uns mit einem Interview mit dem Burner des Vortages an: Hämatom standen um 13:30 auf dem Plan und ich war innerlich doch ein klein wenig angespannt. Ich stellte mich und unser Maskottchen Reginald von Unicorn vor und dann die Überraschung „ Ey, Du bist doch aus Franken, von wo kommst du denn genau?“ Und so entwickelte sich vor dem Interview eine entspannte Unterhaltung über das schöne Frankenland. Heimlich sah ich ab und zu zum Manager hin, ob der nicht schon auf die Uhr klopft, aber alles war total entspannt! Reginald machte es sich in der Zeit bei „West“ auf dem Arm bequem, und die beiden verstanden sich gleich auf Anhieb. Allerdings war es schwieriger den Reginald wieder zu bekommen, denn der Herr West war nicht mehr gewillt, sich von seinem neuen Freund zu trennen. So blieb mir nichts anderes übrig, als ihn frei zu kaufen – mit einmal Knuddeln. Ein denkwürdiges Interview, an das wir noch lange zurück denken werden. Hier könnt Ihr Euch das Interview ansehen.
Danach hatten wir die Qual der Wahl – SKYLINE auf der Black-Stage oder doch lieber „The Other“ auf der W:E:T – Stage? Entschieden haben wir uns letzten Endes für die Macher des Horror-Punks und es war eine gute Entscheidung. „Der Horror kommt aus NRW“ …und wie von Geisterhand getrieben wanderte alles weiter nach vorne, um ganz nah bei den etwas gruselig aussehenden Kölnern zu sein, und alles hautnah mitzubekommen. Von freundlichen Jubel begleitet nahm Rod Usher das Micro in die Hand und die Boygroup fegte direkt mit dem ersten Kracher-Song über die Bühne. Hier sah man erste zaghafte Pogos, dort schnellten einvernehmlich die Hände in die Höhe. Feiern war zu dem Zeitpunkt Pflicht! Doch nicht nur die Menschen vor dem Zelt hatten Spaß, sondern definitiv auch die Horrormusiker auf der Bühne, denn diese verbreiteten so unheimlich viel gute Laune, und rockten dabei noch die Bretter auf denen sie standen! Als kleinen „Leckerbissen“ gab es noch den Song der aktuellen Single „Dreaming oft he Devil“, der unglaublich gut ankam. The Other – eine Band, die einfach nur Spaß macht!
Und dann wurde es auch schon Zeit, zu den beiden Hauptbühnen zurück zu wandern, denn der Donnerstag stand ganz im Zeichen „Helden meiner Jugend“, angefangen von Saxon, Foreigner, Whitesnake und als krönenden Abschluss Iron Maiden, die für viele das absolute Highlight des Tages, wenn nicht des ganzen Wochenendes waren.
Saxon gibt es seit 1969 – da war ich gerade mal 10 Jahre alt, und wusste da wahrscheinlich noch nicht mal was der Begriff Metal bedeutet. Ein wenig war ich ja schon neugierig, was die „alten“ Hasen in dem Alter noch drauf haben. Denn andere sitzen da schon bequem im Schaukelstuhl und hüten Enkel, Hund und Katze und pflegen Ihre Wehwechen. Doch nicht die Herren Saxon – die rocken nämlich über die Bühne, als würde es keinen Morgen geben. Unglaublich, wie viele Menschen um diese Uhrzeit (16:00!!!) sich schon versammelt hatten, um die Herren rund um Peter „Biff“ Byford zu sehen, und zu feiern. Wer nicht schon vorne stand, hatte nicht mehr viele Chancen dort hin zu kommen, außer er setzte rücksichtslos die Ellenbogen ein. Ich selbst machte es mit am Met-Stand gemütlich, schlürfte ein „Wackenblut“ und genoss die Show in vollen Zügen. Von Pfiffen herbei gerufen, erschienen die Männer pünktlich auf die Minute und direkt vom ersten Moment an hatte man die Menschen auf dem Wacken-Acker vollkommen und ohne großes Federlesen im Griff. Und diese Stimme – die haut mich nach so vielen Jahren doch immer wieder um! Von Feuerslaven und Nebel begleitet, zeigen Saxon, was sie noch drauf haben, und das sie es locker mit noch „Jungen Bands“ aufnehmen können – im Gegenteil, manch einer könnte da noch einiges lernen!
Bevor allerdings die nächste „Alt-Herren-Manschaft“ auf die Bühne durfte, wurde die immer dichter werdende Masse vor der großen Bühne mit den Wacken-Bällen beglückt. Und das machte „Fun“, da ja schon wieder einiges an schlammigen Matsch vorhanden war, flogen die Bälle auch schon mal absichtlich – unabsichtlich in den Dreck – denn schon als Kind wusste man ja schon, es macht noch mehr Spaß, wenn es richtig dreckig zugeht!
Foreigner haben mich richtig überrascht, denn was Agilität und Show angelangt, haben die Saxon noch mal um einiges übertrumpft. Das Infield war mittlerweile so rappelvoll, wie man es meist nur bei den Wochenende-Headlinern sieht, und es wird zusammen mit den Foreigner-Männern eine fette Party gefeiert. „Hello, you Rock`n Roll – Motherfuckers.“ … wurde das Feld stilvoll von der dröhnenden Stimme von Frontman Kelly Hansen begrüßt. Was dann folgte, war ein Strauß bunter Medodien aus der langjährigen Bandgeschichte, in dem auch nicht die Klassiker wie „Coldest Eyes“ fehlen durften. Und ganz Wacken sang im beginnenden Regenschauer lautstark mit. Was für ein Auftritt! Hammergeil!
Whitesnake & Maiden standen dem in nichts hinterher, und machten den Donnerstag zusammen mit den anderen Bands zu einem unglaublich energiegeladenen Tag, den auch nicht der einsetzende Dauerregen mindern konnte, der pünktlich zur Maiden-Show einsetzte und sich auch nicht mehr weg singen lies. Gestört hat es nicht wirklich jemanden, bei Maiden kann man eben auch im Regen tanzen. Kapuze auf, Regencape drüber, Gummistiefel hatte ja sowieso jeder an seinen Füßen. Also, bitte. Alles kein Problem! Frontmann Bruce Dickinson hatte darüber hinaus auch noch den Elan, sich 3!?! Mal während der Show umzuziehen – Respekt. Die Meinungen der Besucher zum Maiden Konzert gingen hier aber weitreichend auseinander. Diejenigen, die das erste Mal Iron Maiden live gesehen hatten, fanden es einfach nur geil, und waren begeistert, diejenigen, die schon etwas älter waren und einige Konzerte der Truppe gesehen hatten, meinten, sie wären schon besser gewesen. Fakt ist aber, dass das ganze Infield gefeiert, getanzt, gejubelt und geschrien hat, und alle unglaublich glücklich mit dem „Donnerstags-Headliner“ waren.
Die Nacht sollte dann ziemlich nass werden, denn es regnete fast ununterbrochen, aber pünktlich zum morgendlichen Kaffee-Koch-Dienst, beruhigte sich das Wetter und außer das der Matsch ein wenig zugenommen hatte, war alles super entspannt. Wacken eben! V-nerV – unser hauseigener Magazin-Fotograf hatte nur einen Wunsch, er wollte unbedingt Ministry sehen und am besten auch ablichten. Dass an dem Tag auch mein absolutes Wacken-Highlight auf der Bühne stehen würde, davon ahnte ich allerdings noch nichts! Da es nachts sehr spät werden würde, schalteten wir einen Gang runter und schlenderten erst einmal Richtung Zelt, um die Krupps zu sehen, denn Jürgen Engler und seine musikalischen Begleiter sind allemal einen kurzen Besuch wert.
Kaum angekommen, sprang Herr Engler auch schon auf die Bühne und das relativ volle große Wacken-Zelt war sofort bei der Truppe und jubelte den Krupps zu. “Wacken yeahhhh“ wurde mit ausfallenden Befall belohnt, und dies wiederrum vom dem Herrscher der Microfones mit „Eyyy Wacken“ kommentiert. Auf den Bretten vor uns sang sich eine übelst gut gelaunte Band in die Herzen der Anwesenden und strahlte voller Freude. Mit unglaublicher Energie versetzt Jürgen Engler die anwesenden in einen musikalischen Freudentaumel und auch hier verwandelt sich das große Zelt in einen fantastischen Mitmach-Zirkus, in dem keiner still stehen kann und möchte, doch unsere Reise durch die musikalische Wacken-Welt ging schon weiter, denn Axel Rudi Pell stand auf der Hauptbühne schon bereit, um von uns gehört zu werden.
Und tatsächlich hörten wir auf unseren Weg durch den Matsch schon die ersten Gitarrenklänge auf dem Infield. Das konnte nur der Axel sein, der sich auch sichtlich beeindruckt von der Menge zeigt, die gekommen waren um seiner Musik zu lauschen, und um mit A.R.P ein fantastisches Fest zu feiern. Es war auch wirklich eine Freude, sich den etwas sanfteren Klängen hinzugeben, was aber nicht hieß, das weniger abgefeiert wurde – im Gegenteil, es wurde gerockt was das Zeug hielt, egal ob auf oder vor der Bühne. „Es ist traumhaft, wieder hier zu sein.“ … verlieh Axel seinen eigenen Emotionen noch einmal Ausdruck. Und das nahm man ihm auch zu 100% ab, denn mit unglaublicher Intensität absolvierte der Mann zusammen mit seiner Truppe die Show und das mehr als zahlreich anwesende Publikum war ganz bei Ihm. Mit satten Solis, einer unglaublich starken Stimme und einer unbändigen Spiellust verwandelten die Musiker das Infield zu einem Tollhaus! Was für ein geiler Auftritt!
Für viele ein „Muss, war die auch schon in die Tage gekommene Alt-Herren-Mannschaft von Torfrock, die nächstes Jahr schon Ihr 40. Bühnenjubiläum feiern. „Moin, Moin, wollt Ihr eine Party feiern?“ Klar, wollte man das! „Dürfen wir da mit machen?“ folgte schon die nächste Frage von der Bühne. Und schon ging es los mit Partymusik ala Torfrock! Eine willkommene Abwechslung für viele inmitten des 4 – tägigen Wacken-Wahnsinns! Ein wenig in die Jahre sind sie schon gekommen, die Fun-Rocker, aber immer noch fit wie eine Turnschuhfabrik – und auch diese Männer hatten einfach nur Spaß auf der Bühne, und das spiegelte sich im Publikum wieder. Mittlerweile hatte sich der Acker vor der Partystage in eine Art sumpfigen Tümpel verwandelt, aber wem störte das schon, und wenn beim Hüpfen der Schlamm nach allen Seiten spritzte war das auch nicht schlimm, im Gegenteil, auch das trug seinen Teil zum echten Wacken-Feeling dazu. Und so verbreiteten die Torfrocker feinste Stimmung – und wurden dafür gefeiert! Ganz klar, dass dazu auch einige Werner-Titelsongs gehörten und Wacken sang und sang …
Ein weiteres Highlight für viele war auch die Wackinger Stage, auf der sich allerlei Mittelalterliche Musikanten tummelten. Eine Truppe, die unglaublich spaß machten waren Vogelfrey. Angefeuert von dem üblichen „Hey, Hey“ und einem unglaublich gut gelaunten hüpfenden Völkchen vor der Bühne, faszinierten Vogelfrey mit Musik und Show, und immer mehr Neugierige versammelten sich vor der Wackinger-Stage. Eine „Funny“-Truppe bei der keiner großartig animiert werden musste um mitzumachen, es ging alles wie von selbst. Und eigentlich wäre „Wacken, habt Ihr Bock“ überhaupt nicht nötig gewesen, denn man zeigte sich in allerbester Feierlaune und selbst von den etwas weiter entfernten Sitzgelegenheiten bei den Metständen wurde noch fleißig mitgemacht.
Das Schöne an Wacken ist ja, das man jedes Jahr etwas Neues entdeckt, und sich fragt, ob das letztes Jahr auch schon da war. Tatsächlich gibt es Wasteland und die dazugehörige Bühne schon längere Zeit. Wasteland hat uns direkt fasziniert mit seiner Endzeitstimmung und man fühlt sich ein wenig in Mad Max hineinversetzt.
Und hier sollten wir dann auch unsere persönliche musikalische Wacken-Überraschung sehen und hören. SUB DUB MICROMACHINE überzeugten uns nicht nur durch Ihre abgefahrenen Klamotten, sondern vor allem musikalisch. Die Jungs gefielen uns tatsächlich so gut, dass wir uns am nächsten Tag noch einmal die Musik zu Gemüte führten. Und auch am 2. Tag erfreuten die "Cyber Warriors" die immer zahlreicher werdenden Fans auf Wacken mit Ihren energetischem Industrial Metal. Was für eine Show, was für abgefahrene Musik! Danke!
Um uns die Wartezeit bis zu unserem nächsten Foto- und Schreib-Einsatz zu verkürzen erkundeten wir noch ein wenig das Wacken- Gelände und suchten etwas zu Essen, was sich als wirklich schwierig erwies. Die Auswahl war einfach zu groß, hier gab es Dampfnudeln, dort Fleisch, dann wieder Pizza, Handbrote, unglaublich leckere Waffeln und noch so vieles mehr, und das zu einem sehr vernünftigen Preis. Doch mein liebster Stand war der Met-Stand, der nicht nur über freundliches Personal verfügte, sondern auch DAS „Wackenblut“ verkaufte, mein absolutes alljährliches Wacken-Getränk. Grundsätzlich waren alle Verkäufer unglaublich nett und auf das Wohl Ihrer Gäste bedacht, und da wir das auf so manchen Festival oder Konzert auch schon anders erlebt hatte, war das ein weiterer Sahnetupfer des W:O:A.
00:15 – für den BadBlack-Unicorn Fotografen V-nerV der Startschuss für seine Lieblingsband. Ich selbst konnte mit Ministry, die ich bisher nur auf CD gehört hatte, mal rein gar nichts anfangen – wie man sich doch täuschen kann. Schon beim ersten Song stand ich mit offenen Mund sprachlos da – wie geil war das denn? Mit einer roterleuchteten Bühne und einer visuellen Show im Hintergrund fühlte ich mich vom Aussehen des Sängers Al Jourgensen in den Fluch der Karibik zurückversetzt. Und was wir musikalisch geboten bekamen, war schlichtweg der Hammer. Al, der mittlerweile auch schon gemächlich auf die 60 zugeht, zeigte eindrucksvoll, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört, und gab so rasant Gas auf der Bühne, das mir beim Zusehen schon fast schwindelig wurde. Gekonnt und mit unglaublichen Elan ballerten Ministry Ihren Industrial Metal nur so von der Bühne und kein Bein, kein Arm und kein Kopf konnte sich dessen entziehen. Selbst meine Gliedmasen bewegten sich wie von selbst, und wer das bei mir als bekennenden Bewegungs-Legastheniker schafft, der hat meinen vollsten Respekt! Abschließend kann ich zu der Show nur ein Wort finden: Bombe! Ministry sind tatsächlich zu meinem ganz persönlichen Wacken-Highlight mutiert.
Im Anschluss und als letzte Band des Freitags durften sich noch Testament die Ehre geben. Die immer noch um diese Uhrzeit (2 Uhr morgens) zahlreichen Jünger der Kultband Testament fressen der Truppe willig aus der Hand und mit einer umfangreichen Setlist punkten Testament in allen Punkten und überzeugen durch eine aufreizende Show.
Mit ausreichend Kaffee abgefüllt, von einem mächtigen Regenschauer begleitet, machten wir uns am Samstag auf den Weg zum Wackenplatz, um einen letzten Tag in angenehmer Atmosphäre mit Gleichgesinnten zu verbringen, zudem stand auch noch ein Interview mit dem Glorryhammer-Frontman an. Hier geht es zum Interview
Auf den Plan standen heute Devildriver, Therion, Glorryhammer und Metal Church. Doch vorher wanderten wir noch einmal zu der Wackinger Stage, um Reliquiae zu bestaunen. Von der Art her, würde ich die Band durchaus in eine Reihe mit Saltatio Mortis stellen, und nachdem die ersten Töne erklangen eilten immer mehr Besucher zu der Bühne, und es wurde fleißig mitgemacht. Doch so ganz war der Reliquiae-Frontman noch nicht zufrieden. „ Eure Hände, Hey, Hey, kommt Ihr Luschen, da geht doch noch mehr.“ Und es ging noch mehr!
Im Infield hingegen machten sich mittlerweile DevilDriver fertig und gespannt sah die Menge zur Bühne. Es wurde hell auf den Brettern und mit gehörig musikalischen Krach sprangen DevilDriver auf die Bühne. Und schon ging man richtig zur Sache, Gitarren und Bässe knarzten, die Stimme von Dez Fafara preschte über das Heilige Land, und wie durch Geisterhand entfaltete sich die Stimmung, Hände, Fäuste, Pommesgabeln flogen nach oben, immer wieder angeheizt von der Security im Graben. Genauso rasend schnell füllt sich der Platz vor der Party-Stage, und der Name ist hier Programm! Party pur! Freude pur! Headbanging inclusive. Hart und rotzig präsentieren sich die Männer, und doch voller guter Laune, und das Fußvolk ist schlicht und einfach total begeistert! DevilDriver – definitiv nichts für Weicheier!
Und auch Metal Church kämpften mit harten Bandagen, und die ab und an feine Klarstimme war das I-Tüpfelchen des sonst eher harten leicht kreischenden Gesangs, und durch das Tempo des Soundkleides angeheizt kamen natürlich auch der eine oder andere Circle Pit zum Einsatz. Riffattacken gehen in ein Feuerwerk über und was macht die Menge vor der Bühne? Richtig … die Menschen feiern und singen, als gebe es kein Morgen, und das obwohl es gerade mal Nachmittags ist – und noch ein straffes musikalisches Programm vor ihnen liegt, denn auch an dem Samstag jagt eine starke Band die andere.
Therion kündigten sich mit einem betörend klassisch angehauchten Intro an, und dann toppte ein Song dem anderen. Von wunderbaren Klangspielereien begleitet, entwickelte sich ein wunderbares Zusammenspiel der beiden Frontstimmen – perfekt! Die Menge tobte, und investierte immens viel Kraft in immer wieder aufwallende Klatschsalven. Und obwohl ich nicht wirklich auf diesen Operngesang stehe, harmonierten die beiden Stimmen so wunderbar zusammen, das es ein ganz anderes Gesamtbild und Hörerlebnis gab, als zum Beispiel bei Tarja am Tag vorher. Denn die leicht gröhlende, bärbeißige Stimme von Thomas Vikström ist das krasse Gegenteil zu der Frauenstimme! Um den ganzen noch die Krone aufzusetzen gab es noch einen kurzen Sängerwechsel, der Mann der jetzt am Mikro stand, war Twisted Sister-Sänger Dee – eine wirklich nette Überraschung!
Inzwischen war es auch schon Zeit, wieder zur W:E:T – Stage zu pilgern, denn hier standen Gloryhammer auf dem Programm. Und was ich dort vorfand, damit hätte ich nun nicht gerechnet, ich kam nicht mal mehr in das Zelt. So konnte ich sie zwar hören und die Stimmung fühlen, aber leider nicht sehen. Die sehnlich erwartete Band wurde herbeigeklatscht, und von der Bühne ertönte eine Stimme. „ Wer kommt denn jetzt hier?“ Glorryhammer, Glorryhammer … schrie Wacken im Chor! Und was dann folgte, war ein Abriss ohne Grenzen. Ein Wunder, das das Zelt der Stage nicht aus allen Nähten platze. Intergalactic Space Metal pur!
Zu späterer Stunden folgten auf den beiden Bühnen im Infield noch Steel Panther und Twistet Sisters, zu denen man überhaupt nicht mehr wirklich durch kam. Der Headliner des Samstags bildete Arch Enemy, die mit ihrer unglaublichen Feuershow das Finale des Wacken Open Airs ein.
Wir haben wie immer wunderbare 4 Tage in Wacken verbracht, die Security, war bis auf wenige Ausnahmen nett und zuvorkommend, aber was soll`s, die gibt es ja überall. Und das Metalvolk ist mal wieder seinen Ruf gerecht geworden – eines des friedlichsten Menschen unter dem Himmel zu sein. Wir haben tolle Menschen kennengelernt, lecker gegessen und getrunken, wir hatten Regen, Sonne und jede Menge Schlamm – und haben wieder einmal mehr das intensive Zusammengehörigkeitsgefühl der Wackeraner hautnah miterleben dürfen.
Wacken ist eben nicht nur Musik – sondern ein Lebensgefühl, und wer die Gelegenheit hat, an eine Karte zu kommen, sollte nicht zögern und sich zumindest einmal im Leben dem einmaligen Wacken-Felling hinzugeben, und ein Teil dieser großartigen Metal-Familie zu werden!
In diesem Sinne – stellen wir die Gummistiefel wieder in den Schrank und freuen uns auf ein Wacken 2017!
Impressionen: